Hannover (epd). Der Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC), Falk Garbsch, hat sich verwundert gezeigt über den Zusammenbruch des digitalen Impfportals in Nordrhein-Westfalen am 25. Januar. Dass unmittelbar nach der Freischaltung der Terminvergabe bereits nichts mehr ging, "macht mich schon ein wenig sprachlos", sagte Garbsch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bedenklich finde er, dass das Versagen bereits von Politikern und Behörden angekündigt worden war. Diese und weitere digitalen Pannen seien ein klares Zeichen dafür, "dass die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung in den letzten zehn, 15 Jahren einfach verschlafen wurde".
Garbsch betonte, zahlreiche Online-Dienste zeigten, dass es durchaus möglich sei, mit großen Nutzerlasten klarzukommen. "Die großen sozialen Netzwerke machen den ganzen Tag nichts anderes."
Dass auch eine Terminverwaltung gut funktionieren könne, zeigten etwa Online-Shops, die jeden Artikel auch nur ein Mal verkaufen könnten. Offenbar beauftragten die Bundesländer Firmen, die der Aufgabe nicht gewachsen seien. Oder sie stellten nicht ausreichend Mittel zur Verfügung, um die Portale ordentlich zu betreiben.
Der CCC-Experte bemängelte, dass öffentliche digitale Systeme seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder versagt hätten. Bei den Sorforthilfen für Unternehmen seien die Systeme sofort nach der Freischaltung vollkommen überlastet gewesen. Die E-Learning-Plattformen für Schulen brächen in regelmäßigen Abständen zusammen. "Offensichtlich fehlen die Konzepte, mit solchen System umzugehen. Man staunt immer wieder, wie blauäugig damit umgegangen wird."
All diese Herausforderungen bei zentralen Online-Pattformen hätten nach Ansicht des Experten umgangen werden können, wenn diese Seiten dezentral betrieben würden. "Warum schafft man zum Beispiel nicht auf kommunaler Ebene E-Learning-Plattformen für Schulen an, anstatt so etwas auf Deutschland- oder Landesebene anzubieten?" Das würde zwar etwas teurer, aber wenn etwas schief gehe, seien nicht alle Schulen bundesweit betroffen, sagte Garbsch. Das Risiko, dass überhaupt etwas ausfalle, sei bei kleineren Systemen zudem geringer. Auch Termine für die Impfzentren der Landkreise könnten dezentral viel einfacher vergeben werden.