

Neuenbürg (epd). Von einem "Zuständigkeitsgerangel" spricht der Leiter des Seniorenzentrums Sonnhalde in Neuenbürg im Enzkreis, Ludger Schmitt: Die 64 impfwilligen Bewohnerinnen und Bewohner und das Personal seines Hauses, das zum evangelischen Diakonissenverein Siloah gehört, warteten am 16. Januar noch immer auf einen Impftermin. Und das, obwohl Alten- und Pflegeheime ganz oben auf der Prioritätenliste bei den Corona-Impfungen stehen. Das Seniorenzentrum ist eine von 109 vollstationären Pflegeeinrichtungen der Diakonie Baden.
Zwar hat Schmitt bereits am 4. Januar beim Zentralen Impfzentrum Karlsruhe, dem auch Pforzheim und der Enzkreis zugewiesen waren, die Impfdosen bestellt, wie er dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Eine Woche später, am 11. Januar, sei ihm jedoch mitgeteilt worden, dass ab sofort das Kreisimpfzentrum in Mönsheim für das Haus Sonnhalde zuständig sei. Somit habe er seine Meldung erneut, diesmal nach Mönsheim, stellen müssen.
Ganz anders erlebte Kai Schramm vom Johanniter-Haus in Waibstadt (Rhein-Neckar-Kreis) die Abwicklung der Corona-Impfung. In dem Pflegeheim seien 96 Prozent der impffähigen Bewohner am 6. Januar reibungslos geimpft worden, sagte der Einrichtungsleiter. Seine Ansprechpartner seien stets das Gesundheitsamt und die Heimaufsicht gewesen.
Den Ablauf der Impfungen hatte Schramm bereits im Dezember gewissenhaft vorbereitet: Abfrage der generellen Impfbereitschaft bei Bewohnern und deren Betreuern, Einholen der Einwilligung in die Weitergabe der Daten, Weitergabe der Rückmeldungen sowie das Abrufen eines zuvor generierten QR-Codes für die zentrale Registrierung der Impfung beim Land.
Ärzte des Mobilen Impfteams (MIT) hätten dann binnen 48 Stunden vor dem Impftermin sämtliche Bevollmächtigten oder Betreuer der impfwilligen Bewohner noch einmal telefonisch über mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Impfung aufgeklärt. Die Impfung selbst sei dann zentral in vier großen Räumen des Pflegeheims vorgenommen worden.
"Die Bürokratie vorab macht den Hauptaufwand", sagte die Referentin für stationäre Pflegeinrichtungen der Diakonie Baden, Ina Faust. Sie geht davon aus, dass wegen des "Wirrwarrs" an den Schnittstellen zwischen den neun zentralen Impfzentren Baden-Württembergs und den Kreisimpfzentren einige Alten- und Pflegeheime noch gar nicht angeschrieben wurden. Anders als die zentralen Impfzentren nehmen die dezentralen Stellen ihre Arbeit erst am 22. Januar auf.
Die Frage, warum es in einigen Regionen gut und in anderen nicht gut laufe, sei berechtigt, sagt Ina Faust. Tatsächlich organisiere jede Kommune die Mobilen Impfteams anders. In Karlsruhe ist deren Koordinierungsstelle bei der Branddirektion angesiedelt.
Im Johanniter-Haus Waibstadt kamen zehn Personen als Mobiles Impfteam ins Heim, die "sehr gut organisiert waren", sagte Schramm. Nach sechs Stunden seien sie fertig gewesen, obwohl die Impfungen bei bettlägerigen Personen auf Station länger gedauert hätten.
Unmut über die stets neuen Vorgaben der Landesregierung gibt es trotzdem bei Kai Schramm wie auch bei Ludger Schmitt. Neben Hygieneregeln einhalten und kontrollieren, soll seit 11. Januar das ohnehin stark belastete Personal nun auch noch bei jedem Besucher einen Schnelltest vornehmen. Mit Blick auf die Kapazitäten betont Schramm jedoch: "Bei uns gilt weiterhin: Pflege geht vor Testen."