sozial-Politik

Sexkaufverbot

Experten: Illegale Prostitution würde gefördert



Ein Sexkaufverbot würde nach Ansicht von Experten und Verbänden zu einer Abdrängung der Prostitution in die Illegalität führen. "Studien zeigen, dass durch ein Sexkaufverbot nur der sichtbare Bereich der Prostitution verringert würde", sagte Dagmar König, Bundesvorstandsmitglied der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am 14. Januar im Ausschuss für Gleichstellung und Frauen des Düsseldorfer Landtags. Durch eine Verschiebung der Prostitution ins Dunkelfeld seien die betroffenen Frauen Gewalt und Ausbeutung schutzlos ausgeliefert und verlören die Möglichkeit, sozial- und krankenversichert zu sein, warnte Birgit Reiche von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen.

Eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD hatte im vergangenen Jahr gefordert, die Bordelle nach dem Lockdown nicht wieder zu öffnen und ein Sexkaufverbot nach schwedischem Modell einzuführen. Beratungsstellen warnen jedoch davor, dass Sexarbeit damit nicht abgeschafft, sondern die Situation der Prostituierten dadurch nur verschlechtert werde. Andrea Hitzke von der Prostituierten Beratungsstelle Dortmunder Mitternachtsmission sagte, dass ein Verbot die Hemmschwelle für Betroffene erhöhe, sich Hilfe zu suchen. "Für die Beratungsstellen und auch die Behörden würde es sehr schwer bis unmöglich, die Prostituierten mit ihrem Beratungs-, Unterstützungs- und Schutzangebot zu erreichen."

Markt für Menschenhandel

Sehr viele Prostituierte stammten aus ärmeren Ländern der EU, gab Tamara Degenhardt vom Sozialdienst katholischer Frauen in Dortmund zu bedenken. Diese Frauen hätten in der Regel keine Alternativen zur Sexarbeit, so dass sie in die Illegalität ausweichen müssten. Anstelle eines Sexkaufverbots forderten die Expertinnen einen flächendeckenden Ausbau der Beratungsangebote.

Auf den Erfolg des Sexkaufverbots in Schweden verwies hingegen der Augsburger Experte für Menschenhandel, Helmut Sporer. "In Schweden ist der Markt für Menschenhandel praktisch tot." Schweden hatte 1999 als erstes EU-Land ein generelles Sexkaufverbot eingeführt.

Der Gleichstellungsausschuss im nordrhein-westfälischen Landtag will sich mit einer Beschlussfassung gegen ein Sexkaufverbot und für den Ausbau von Hilfsangeboten für Prostituierte aussprechen. Die Vorlage wird nun zunächst im Ausschuss weiter beraten, bevor sie zur Abstimmung in den Landtag geht.