sozial-Branche

Corona

Sozialverband: Krise verstärkt soziale Spaltung



Der Sozialverband Deutschland (SoVD) warnt vor einer zunehmenden sozialen Spaltung. SoVD-Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer sagte bei der Vorstellung eines Gutachtens über "Einsamkeit und soziale Isolation" am 10. Dezember in Berlin, die Corona-Pandemie verschärfe die Probleme. Bereits jeder Fünfte fühle sich nicht mehr zugehörig. Das berge sozialen Sprengstoff, warnte Engelen-Kefer.

Besuchsverbote und Ausgangsbeschränkungen verstärkten die Isolation insbesondere von Pflegebedürftigen, chronisch kranken und behinderten Menschen. Die Schließung von Schulen, Kitas oder der Wegfall von Begegnungsorten wie Schwimmbädern, Bibliotheken oder Vereinsheimen erhöhten das Einsamkeitsrisiko, heißt es in dem Gutachten, das die Göttinger Soziologin und stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats Ländliche Entwicklung der Bundesregierung, Claudia Neu, vorstellte.

Neun Millionen sind oft einsam

Danach geben vier bis neun Millionen Menschen in Deutschland an, sich häufig einsam zu fühlen, das sind vier bis zwölf Prozent der Bevölkerung. Ein besonders hohes Risiko haben ältere Menschen ab 75 Jahre. Die Krise habe bei den ohnehin Einsamen die Einsamkeitsgefühle noch einmal verschärft, sagte Neu. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie verstärkten vor allem bei jungen Menschen das Gefühl von Einsamkeit, so das Gutachten, das sich unter anderem auf aktuelle Studien beruft.

Wenn öffentliche Begegnungsorte und kostenlose Angebote verschwinden oder geschlossen werden müssen, treffe dies besonders sozial schlechtergestellte Gruppen. Dabei spiele auch der Wohnort eine Rolle, erklärte Neu. Entscheidend seien aber nicht die Stadt-Land-Unterschiede, sondern die vorhandene Infrastruktur.

Der Sozialverband forderte die Politik auf, der Gefahr von zunehmender Einsamkeit und sozialer Isolation entgegenzuwirken. Zentral sei eine funktionierende öffentliche Infrastruktur. In der Corona-Krise müssten vor allem die sozial Schwachen unterstützt werden und die jungen Menschen besondere Aufmerksamkeit erhalten.