sozial-Thema

Corona

Caritas: Vorschläge zur Impfreihenfolge sind sinnvoll




Peter Neher
epd-bild/Anke Jacob/Deutscher Caritasverband
Der Deutsche Caritasverband hält die Stiko-Impfempfehlungen in ihrer Reihenfolge für sinnvoll. Präsident Peter Neher sagte epd sozial, die Einstufung behinderter Menschen in die Kategorie "hohe Priorität" sei korrekt.

Präsident Peter Neher betont im Interview, Behinderung sei keine Krankheit und nicht alle Betroffenen fielen folglich in die Hochrisikogruppe. Die Fragen stellte Dirk Baas.

epd sozial: Senioren, Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal zuerst. Das rät die Stiko in ihrer jetzt vorgestellten Strategie zur Massenimpfung. Können Sie die Reihenfolge der Impfungen und die Begründung dafür nachvollziehen?

Peter Neher: Ja, wir finden die Vorschläge sinnvoll und nachvollziehbar. Der Impfstoff wird knapp sein, gerade wenn man bedenkt, dass jeder Geimpfte zwei Dosen braucht. Es würde also nicht helfen, dieser Liste noch andere Gruppen hinzufügen nach dem Motto "auch die und die müssen oben stehen", denn womöglich müsste man dann unter dieser Gruppe noch einmal Untergruppen bilden und innerhalb der Prioritätsgruppe priorisieren. Da wäre niemandem geholfen.

epd: Also stimmt die Reihenfolge?

Neher: Ja, ältere Menschen und diejenigen, die sie betreuen, sowie medizinisches Personal, das berufsbedingt dem Virus besonders ausgesetzt ist, müssen tatsächlich als Erste geimpft werden. Einziger Kritikpunkt: Nicht alle Pflegekräfte und ÄrztInnen werden in der ersten Phase geimpft, zum Beispiel nicht die Hausärzte.

epd: Menschen mit Behinderung, von denen ja auch viele Vorerkrankungen haben, gehören "nur" zur Gruppe mit hoher Priorität. Hat Sie das überrascht und halten sie diese Einschätzung für richtig?

Neher: Diese Kategorisierung halten wir für berechtigt. Die Kategorie "hohe Priorität" besagt, dass die betroffenen Menschen ein hohes Risiko für einen schweren oder gar tödlichen Verlauf der Krankheit haben. Das ist sachlich korrekt. Behinderung ist aber für sich genommen keine "Erkrankung" und viele, aber nicht alle Menschen mit Behinderung haben Vorerkrankungen, die sie zu einer Hochrisikogruppe machen. Auch das Alter spielt eine große Rolle.

epd: Rechnet man alle Personen zusammen, die zur Gruppe mit sehr hoher Priorität zählen, dann kommt man auf über acht Millionen Personen. Die werden kaum innerhalb von wenigen Wochen geimpft werden können, das sind zu viele Impflinge. Muss man da noch mal neu priorisieren?

Neher: Aller Voraussicht nach wird es in der Tat eine Priorisierung der Priorisierung geben müssen. Wir wünschen uns, dass der Gesetzgeber diese Frage regelt. Solche Fragen müssen mit fachlicher Expertise letztlich im Parlament entschieden werden.