Berlin (epd). Die Verbraucherzentrale Bundesverband fordert die Wiederaufnahme der ausgesetzten Qualitätsprüfungen in stationären Pflegeeinrichtungen. "Trotz der angestiegenen Infektionswerte halten wir es für sehr bedenklich, auf dieses wichtige Qualitätsinstrument zu verzichten", sagte Vorstand Klaus Müller am 6. November in Berlin. Er reagierte auf eine Mitteilung des Medizinischen Dienstes des GKV Spitzenverbands (MDS), zunächst weiterhin keine Prüfungen in Heimen vorzunehmen.
Der MDK begründete diesen Schritt mit dem hohen Infektionsrisiko. "Die Medizinischen Dienste leisten damit ihren Beitrag zur Kontaktreduzierung und zum Infektionsschutz der besonders gefährdeten pflegebedürftigen Menschen", sagte Peter Pick, Geschäftsführer des MDS. Man werde aber weiterhin Anlassprüfungen vornehmen, wenn das aufgrund von Beschwerden erforderlich sei. Dabei würden strenge Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen eingehalten. Er verwies zudem auf die von Bund und Ländern verfügten Kontaktbeschränkungen im November.
Laut Klaus Müller finden seit Mitte März, also seit acht Monaten, keine regelhaften Qualitätsprüfungen mehr in Heimen statt. Lediglich die Möglichkeit für Anlassprüfungen, etwa aufgrund einer Beschwerde, sei weiterhin gegeben. "Doch wer soll gegenwärtig Anlässe melden? Schließlich sind es überwiegend Angehörige und externe Personen, die akute Missstände melden und eine Prüfung einfordern", so der Experte. In allen Einrichtungen herrschten aber weiterhin strikte Besuchseinschränkungen. Es sei unbekannt, wie viele Anlassprüfungen seit Beginn der Aussetzung in den Bundesländern tatsächlich stattgefunden hätten. Müller: "Angesichts der schwierigen Arbeitsbedingungen unter Corona besteht die begründete Sorge, dass die Qualität der Pflege gelitten hat. Eine sorgfältige Prüfung wäre also besonders wichtig."
Trotz der angestiegenen Infektionszahlen müsse es mit durchdachten Schutz- und Hygienekonzepten möglich sein, wieder Prüfungen in den Heimen zu machen.: "Nicht die Abschottung der Pflegebewohner, sondern Kontrollen dienen der Sicherung der Pflegequalität und somit dem Schutz der Bewohner."
Darüber hinaus sei zu bezweifeln, dass sich das Infektionsrisiko durch einzelne MDK-Prüfer vor Ort erhöhe. Weil das größte Infektionsrisiko bisher von den zahlreichen ungetesteten Pflegekräften ausging, sei es gut und wichtig, dass Pflegeheime nun die sogenannten Antigen-Schnelltests nutzen können, um Personal, Besucher sowie Bewohner regelmäßig auf das Corona-Virus zu testen.