Eschweiler (epd). Unter der Federführung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) ist eine Leitlinie entstanden, wie Beschäftigte in der Gesundheitsbranche am effektivsten auf das Corona-Virus getestet werden können. "Kein Gießkannenprinzip, sondern gezielt nach Relevanz testen", fasste Uwe Janssens, Präsident der Divi, die Kernforderung des Papiers am 10. September in Eschweiler zusammen. Das spare Zeit, Geld und andere wertvolle Ressourcen. An der Entwicklung der Leitlinie für eine nationale Teststrategie waren nach Divi-Angaben 17 medizinische Fachgesellschaften beteiligt. Ziel sei es, die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen und dadurch auch die Patientinnen und Patienten zu schützen.
"Nicht jeder, der will, kann und sollte getestet werden", sagte Janssens. Für diejenigen, die ihre persönliche Gesundheit täglich bei der Arbeit unter anderem in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, in der ambulanten Pflege und in Arztpraxen aufs Spiel setzen, sollten aber Testkapazitäten vorhanden sein. Auch die Finanzierung müsse klar geregelt werden und nicht zulasten der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen oder den ambulanten bzw. stationären Einrichtungen oder Praxen gehen.
Die Zahl der Covid-19-Fälle sei unter den Beschäftigten im medizinischen Bereich sehr hoch, beklagt die Divi unter Berufung auf Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI). Aktuell liege der Anteil von Menschen in Gesundheitsberufen an den Gesamtinfektionen bei 10,3 Prozent. Demnach hätten sich rund 26.000 Personen in der Branche angesteckt, 1.100 von ihnen seien im Krankenhaus behandelt worden und 63 an der Krankheit gestorben.
Aktuell lägen die wöchentlichen Testkapazitäten der Labore für Corona-Tests, die virale RNA nachweisen, bei 1,4 Millionen Untersuchungen, sagte Divi-Präsident und Chefarzt Janssens. "Wir beschäftigen aber in Deutschland alleine etwa fünf Millionen Mitarbeiter im Gesundheitswesen", sagte er. Das RKI empfehle zweiwöchige Tests für Menschen in Gesundheitsberufen.
In der Leitlinie werden vier Relevanzkriterien genannt, die festlegen, welche Gesundheitsfachkräfte bei den Tests priorisiert werden sollten: der Grad des Infektionsrisikos, die Art der Risikotätigkeit, wie viele Infektionen es in der Region pro 100.000 Einwohner in einer Woche gab und wie sich das Ausbruchsgeschehen gestaltet. Zudem brauche es begleitende Studien. Die Leitlinien könnten so neuen Erkenntnissen angepasst werden.