Berlin (epd). Vor allem in den Reinigungsberufen seien Frauen unterbezahlt, vier von fünf Beschäftigten und damit 78 Prozent der weiblichen Reinigungskräfte kämen mit ihrem Einkommen nicht oder gerade so hin, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, heißt es im DGB-Index "Gute Arbeit", den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am 20. Juli veröffentlichte.
Im Verkauf betreffe dies 58, in den Pflegeberufen 53 Prozent der Befragten. In den Erziehungs- und Sozialberufen ist jede zweite Frau (50 Prozent) unterbezahlt, heißt es in der Erhebung.
In allen vier Berufssparten ist der Anteil an Frauen laut DGB-Index besonders hoch: Bei den Reinigungsberufen liegt er bei 81 Prozent, im Verkauf bei 82, in den Erziehungs- und Sozialeberufen bei 83 und in der Alten- und Krankenpflege bei 84 Prozent.
"Ein wesentlicher Teil systemrelevanter Arbeit wird von Frauen im Niedriglohnsektor erbracht", erläutert der DGB. Dabei sei die Entlohnung auch eine Frage der Wertschätzung. Eine angemessene faire Bezahlung trage zur Existenzsicherung von Frauen bei und fördere ihre Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt, schrieben die Gewerkschafter.
Die Frauen selbst bewerteten ihr Einkommen als "gar nicht" oder "nur in geringem Maße" angemessen zu ihrer Arbeitsleistung: Während im Schnitt aller Berufe 46 Prozent angaben, sie halten ihr Einkommen für nicht angemessen, so sind es in den Reinigungsberufen 58 Prozent und in den Pflegeberufen mit 73 Prozent fast zwei Drittel der Befragten.
Überdurchschnittlich oft seien die Frauen zudem in allen vier Berufsgruppen befristet, in Teilzeit, als Leiarbeitnehmerinnen oder in Minijobs beschäftigt. Jede zweite Frau (51 Prozent) in der Reinigungsbranche hat einen solchen atypischen Arbeitsvertrag, im Verkauf sind es 40 Prozent.
Vor allem in den Pflegeberufen komme körperlich schwere Arbeit, Zeitdruck und Mehrbelastung wegen Personalmangels hinzu, fanden die Studienautoren heraus. Entsprechend gaben 70 Prozent von ihnen an, dass sie eher nicht bis zur Rente in dem Beruf durchhalten würden.
Der DGB fordert deshalb eine größere Wertschätzung für die Arbeit von Frauen in den vier Berufssparten. Dabei gehe es nicht nur um höhere Einkommen, sondern auch um die Gesundheit und Entwicklung fördernde Arbeitsstrukturen.
Für die Studie befragte der DGB-Index 4.550 Personen in den vier Berufsgruppen zwischen 2016 und 2019.