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Flüchtlinge

Helfer an EU-Grenze: "Noch nie ein schlimmeres Szenario gesehen"



An der griechisch-türkischen Grenze ereignen sich nach Angaben von humanitären Helfern derzeit massive Rechtsverstöße. Der Einsatz-Koordinator der Hilfsorganisation "Support to Life" (STL), Volkan Pirincci, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Ich habe noch nie ein schlimmeres Szenario gesehen." Es gebe eine große Zahl an "Push-Backs", also Zurückweisungen von potenziell Asylberechtigten. "Sie sind in großer Gefahr, ihr Leben zu verlieren", sagte der Einsatz-Koordinator. Die Organisation STL ist Partner der Diakonie Katastrophenhilfe und verteilt vor Ort Hilfsgüter wie Lebensmittel und Decken.

Pirincci, der in der vergangenen Woche im Grenzgebiet war, sagte, er selbst sei Zeuge von Menschenrechtsverletzungen geworden. So habe er mit Kollegen eine Afghanin aus dem Grenzfluss Evros retten müssen. Griechische Grenzschützer hätten die Waffe auf sie und ihren Mann gerichtet und sie gezwungen, durch den Strom zurück auf die türkische Seite zu gehen. "Als wir sie herausgezogen haben, war sie völlig unterkühlt, ihre Haut war kreidebleich, ihre Lippen lila. Sie wäre fast gestorben." Die Frau sei von einem Notarzt ins Krankenhaus gebracht worden.

Telefone, Geld und Schmuck abgenommen

Er habe mit zahlreichen Menschen gesprochen, die nach Überquerung des Flusses von griechischen Einsatzkräften aufgegriffen worden seien. "Sie mussten sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Telefone, Geld und auch Schmuck wurden ihnen abgekommen." Dann seien sie über die Grenze zurückgeschickt worden. Pirincci sagte, er habe Dorfvorsteher aus benachbarten Ortschaften interviewt und auch sie berichteten von massenhaften "Push-Backs".

Dramatisch sei auch die Situation in dem improvisierten Camp am Grenzübergang Pazarkule nahe der Stadt Edirne, wo etwa 15.000 Menschen tagtäglich darauf warteten, Zutritt zum Gebiet der Europäischen Union zu bekommen. Wenn einige versuchten, die Grenze zu überwinden, werde mit Tränengas, Gummigeschossen und Wasserwerfern reagiert.

"Die Menschen riskieren ihr Leben und haben ihre sehr verletzlichen Kinder dabei, weil sie auf ein besseres Leben hoffen", sagte der Helfer. Einige hätten ihm erzählt, dass sie ihr Hab und Gut verkauft hätten, um Geld für einen Neubeginn zu haben. Bei den Menschen an der Grenze handele es sich um alleinstehende Männer wie auch um Familien mit ganz kleinen Kindern. Die meisten seien Afghanen und Iraner, gefolgt von Syrern, Irakern oder Somaliern, Sudanesen und Bürger anderer afrikanischer und asiatischer Länder.

Mey Dudin