

Hannover (epd). Die niedersächsischen Krankenhäuser fordern flexiblere Personaluntergrenzen für die Intensivmedizin. Die neuen Vorgaben, die seit Jahresanfang in Deutschland gelten, würden landesweit zwar zu 92 Prozent erfüllt, sagte der Vorsitzende der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Hans-Heinrich Aldag, am 2. Juli in Hannover. Allerdings gebe es Einschränkungen. So hätten 34 Prozent der Kliniken zeitweise Betten auf Intensivstationen sperren und Patienten abweisen müssen. Hintergrund der Entwicklung ist laut Aldag der Fachkräftemangel.
Nach den neuen Vorgaben darf eine Pflegekraft auf einer Intensivstation in der Tagschicht maximal 2,5 Patienten versorgen. In der Tagschicht sind es 3,5 Patienten. Ab 2021 sinkt die Untergrenze auf zwei Patienten tagsüber und drei Patienten in der Nacht. Wenn Pflegekräfte sich kurzfristig krankmeldeten, könne eine Klinik damit rasch an ihre Grenzen kommen, sagte Aldag. Derzeit seien im Schnitt pro Krankenhaus vier Stellen auf Intensivstationen und neun Stellen auf allgemeinen Stationen im Pflegedienst unbesetzt.
Sozialministerin Carola Reimann (SPD) sagte, die Untergrenzen sollten die Pflegekräfte vor Überlastung schützen und die Sicherheit der Patienten gewährleisten. Sie plädierte dafür, den Pflegeberuf attraktiver zu machen: "Wir müssen mehr junge Menschen für eine Pflege-Ausbildung begeistern und ältere, die in einen anderen Beruf gewechselt haben, zurückgewinnen." Dazu gehöre es neben einer angemessenen Bezahlung und mehr Wertschätzung auch, die hohe Belastung der Pflegekräfte zu reduzieren.
Positive Impulse erhofft sich Reimann von der generalistischen Pflegeausbildung, die Anfang 2020 bundesweit startet. Dann werden Pflegende in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zunächst gemeinsam ausgebildet. "Die Attraktivität steht und fällt damit, dass man sich verändern kann."