sozial-Branche

Kälte

Deutsche Städte starten Winterhilfe für Obdachlose




Seit 20 Jahren ist der Kältebus in Berlin unterwegs.
epd-bild/Rolf Zöllner
Geöffnete U-Bahnhöfe, Kältebusse und mehr Notbetten: Mit unterschiedlichen Mitteln wollen Großstädte Menschen "auf Platte" vor Schnee, Eis und Frost bewahren. Nach Ansicht der Wohnungslosenhilfe reicht das aber nicht.

Angesichts einer steigenden Zahl von Obdachlosen weiten deutsche Großstädte auch in diesem Winter ihre Angebote für Menschen ohne eigenes Dach über dem Kopf aus. In Berlin, wo die meisten Obdachlosen leben, stellt die Kältehilfe mindestens 1.000 zusätzliche Übernachtungsplätze bereit. Auch Hamburg, München, Köln und Frankfurt starten spezielle Schutzprogramme, um Obdachlose vor dem Kältetod zu bewahren, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab. Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe starben bereits vor Winterbeginn mindestens acht wohnungslose Menschen bei Kälte auf der Straße.

10.000 Obdachlose in Berlin

Für Obdachlose, die nicht in Notunterkünfte gehen wollen, sind in Berlin seit dem letzten Novemberwochenende zwei U-Bahnhöfe über Nacht geöffnet. Zudem sind Kältebusse im Einsatz, die hilflose Obdachlose in Unterkünfte bringen. Diakonie und Caritas gehen von bis zu 10.000 Menschen aus, die in der Hauptstadt auf der Straße leben, darunter immer mehr aus Osteuropa.

Die Stadt München stellt im Rahmen ihres Kälteschutzprogramms von November bis April mindestens 850 Bettenplätze für Frauen, Männer und Familien ohne Obdach zur Verfügung. In Hamburg mit seinen schätzungsweise 2.000 Obdachlosen bietet das Winternotprogramm bis Ende März 760 zusätzliche Plätze. In Köln sind es mehr als 600 Notübernachtungsbetten. In Frankfurt am Main können in diesem Winter erstmals bis zu 150 Menschen in einer früheren Ladengalerie einer U-Bahn-Station Unterschlupf finden.

Einige Städte wie Hamburg, Kiel und Mainz stellen beheizte Container mit zusätzlichen Schlafplätzen auf, um Obdachlose in eisigen Winternächten zu schützen. Gelegentlich werden Bedürftige auch in Hotels oder Pensionen untergebracht, etwa in Bremen oder Kiel.

Kostenlos aufwärmen in Bus und Straßenbahn

Kältebusse sind in vielen Städten unterwegs, darunter Köln, Frankfurt, Stuttgart, Mannheim, Saarbrücken, Bremen und Hannover. In Bremen dürfen Obdachlose zudem bei anhaltender Kälte kostenlos in Straßenbahnen und Bussen mitfahren und sich aufwärmen, auch mit ihren Hunden. Vielerorts suchen auch Sozialarbeiter bei frostigen Temperaturen aktiv Obdachlose an ihren Schlafplätzen, um ihnen Hilfe anzubieten, etwa in Leipzig, Magdeburg, Bremen und Lübeck.

Falls die Menschen nicht in eine Unterkunft gehen wollen, können sie Schlafsäcke und Nothilferucksäcke bekommen. Ein Sprecher der Bremer Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) sagte, für die Streetworker sei es "immer wieder eine bittere Erfahrung, dass es Menschen gibt, die dieses Angebot nicht annehmen, die es kategorisch ablehnen. Es gibt Menschen, die 'verteidigen' das Fleckchen Erde, auf dem sie sitzen, ihre 'Platte', indem sie den Platz nicht räumen."

Michaela Hütig


Mehr zum Thema

Verband: Winterhilfe für Obdachlose reicht nicht aus

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat die Kältehilfe für Obdachlose als unzureichend kritisiert.

» Hier weiterlesen