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Leiharbeit für Flüchtlinge oft kein Sprungbrett in reguläre Jobs




Eine Studie zeigt: Für viele Flüchtlinge endet Leiharbeit in einer Sackgasse.
epd-bild/Christian Ditsch
Die Hoffnungen auf die Integration von Flüchtlingen in den regulären Arbeitsmarkt durch Leiharbeit erfüllen sich nur bedingt. Das zeigen Daten der Bundesregierung, die die Linkspartei erfragt hat.

Rund 80 Prozent aller Syrer, Afghanen und Iraker sind 90 Tage nach dem Ende ihrer Leiharbeit nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Jeder zweite von ihnen ist erneut arbeitslos (54 Prozent). Von den 9.742 Leiharbeitern aus diesen Ländern hätten nur 2.191 nach dem Ende ihrer Verträge reguläre Jobs gefunden.

Diesen Angaben widersprach das Bundesarbeitsministerium. Nicht auf alle Personen, die aus der Leiharbeit ausschieden und keine neue Beschäftigung hätten, treffe der Status arbeitslos zu, betonte eine Sprecherin: "Sie können zum Beispiel auch in die Selbstständigkeit übergegangen sein, sich in Schulbildung befinden, Integrationskurse oder arbeitsmarktpolitische Maßnahme durchlaufen oder zum Beispiel aus gesundheitlichen oder familiären Gründen nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen."

Eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden demnach im Anschluss 21 Prozent der genannten Flüchtlingsgruppen. Weiter geht aus der Antwort hervor, dass von ihnen nach dem Ende der Leihe knapp sechs Prozent geringfügig beschäftigt sind. Einen erneuten Job in der Leiharbeit finden knapp 20 Prozent.

Unterschiede je nach Nationalität

Es zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Deutschen und Ausländern: Während 37 Prozent der deutschen Leiharbeiter 90 Tage nach Ende der Ausleihe eine reguläre Stellen finden, sind es bei Ausländern 27 Prozent und bei den Flüchtlingen aus Afghanistan, Irak und Syrien 21 Prozent.

Jutta Krellmann, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Linken, sieht in der Leiharbeit daher kein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt. Das gelte für In- und Ausländer. "Mit Leiharbeit werden Löhne gedrückt und Belegschaften gespalten. Sie bietet keine Zukunftsperspektive und macht arm." Statt Lohndumping brauche man gute und sichere Arbeit für alle Beschäftigten. Nach neun Monaten müssen Leiharbeiter laut Gesetz vergleichbare Löhne zur Stammbelegschaft erhalten.

Hohe Quote des Ausscheidens bei Flüchtlingen

Bei einem Drittel (36 Prozent) der Arbeitsverhältnisse von Leiharbeitnehmern, die beendet werden, geschieht das laut Regierung in den ersten neun Monaten. Während 27 Prozent der Arbeitsverhältnisse von deutschen Leiharbeitnehmern innerhalb der ersten neun Monate enden, ist das bei jedem zweiten ausländischen Leiharbeitnehmer (52 Prozent) der Fall. Bei Leiharbeitnehmern aus Afghanistan, Irak und Syrien werden 83 Prozent der beendeten Leiharbeitsverhältnisse innerhalb der ersten neun Monate aufgelöst.

Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) wurden im zweiten Halbjahr 2017 insgesamt 282. 000 Beschäftigungsverhältnisse von Leiharbeitnehmern mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit beendet. Von diesen endeten 57.000 nach neun Monaten und mehr, 34.000 nach 15 Monaten und mehr, 27.000 nach 18 Monaten und mehr sowie 17. 000 nach 24 Monaten und mehr.

Der Blick auf die Syrer, Afghanen und Iraker: Von den 18.300 beendeten Beschäftigungsverhältnissen von diesen drei Ländern wurden 1.500 nach neun Monaten und mehr beendet, 700 nach 15 Monaten und mehr, 500 nach 18 Monaten und mehr sowie 300 nach 24 Monaten und mehr.

Dirk Baas