

Frankfurt a.M. (epd). 2050 werden in Deutschland rund zehn Millionen Menschen 80 Jahre oder älter sein. Wer all diese Personen bei Bedarf pflegen soll, ist völlig offen. Der deutsche Arbeitsmarkt ist dieser gewaltigen Herausforderung schon heute nicht gewachsen, weil es allerorten an qualifiziertem Personal fehlt. In der Altenpflege dauert es durchschnittlich 175 Tage, eine Stelle neu zu besetzen.
Helfen sollen vermehrt angeworbene Fachkräfte aus dem Ausland, fordert etwa der Bundesverband sozialer Anbieter sozialer Dienste (bpa). Dabei ist der Mangel an Pflegekräften dort häufig noch prekärer als hierzulande, wie Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen.
Demnach fehlten 2013 weltweit 7,2 Millionen Gesundheitsfachkräfte, 2035 werden es Schätzungen zufolge 12,9 Millionen sein. Die UN-Organisation legt einen Mindestbedarf von 23 Ärzten, Pflegekräften und Hebammen pro 10.000 Menschen fest. In 83 Ländern weltweit, also fast jedem zweiten Land auf der Welt, kann dieser Bedarf derzeit nicht gedeckt werden.
Zum Vergleich: In Deutschland kamen im Jahr 2010 rund 150 medizinische Fachkräfte auf 10.000 Einwohner. WHO-Daten zufolge gab es zwischen 2008 und 2011 nur sieben Länder, die mehr Pfleger, Ärzte und Hebammen einsetzen konnten als Deutschland: Die Schweiz, Norwegen, Monaco, Luxemburg, Kuba, Belgien und die südpazifische Koralleninsel Niue.
Die WHO hat 2010 einen Verhaltenskodex für die internationale Anwerbung von Gesundheitspersonal verabschiedet, um den Brain Drain, den Verlust von Talenten, zu verhindern. In dem Kodex wird der Verzicht auf Abwerbung von Personen aus Ländern mit einem Mangel an Gesundheitsfachkräften empfohlen. Auf der Verbotsliste stehen 57 Staaten.
2017 arbeiteten der Bundesregierung zufolge rund 65.000 Pflegekräfte aus Nicht-EU-Staaten sowie aus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz in Deutschland. Erhebungen zufolge kommen die Pflegekräfte meist aus Ländern des Ostens und Südens, aus Polen, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Vietnam oder von den Philippinen.
Auf den Philippinen kamen 2004 auf 10.000 Einwohner knapp 72 Gesundheitsfachkräfte, also nur halb so viele wie in Deutschland. Viele ländliche Regionen sind inzwischen unterversorgt, obwohl in dem Land extra medizinisches Personal fürs Ausland ausgebildet wird. Noch schlechter sah es 2008 in Vietnam aus: Dort kamen auf 10.000 Einwohner 22 Gesundheitsfachkräfte, also weniger als der von der WHO festgelegte Mindestbedarf.
Trotzdem arbeiten immer mehr Philippinos und Vietnamesen in Deutschland in der Pflege. Die Zahl der Vietnamesen stieg zwischen März 2013 und März 2015 von 154 auf 1.689, die der Philippinos von 894 auf 2.486. Im gleichen Zeitraum wuchs auch der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Pflege ohne deutsche Staatsangehörigkeit: Er stieg von rund fünf auf neun Prozent.