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Widerstand gegen soziales Pflichtjahr



Nach einem Fachgespräch von 18 Sozialverbänden mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) haben sich die Verbände Arbeiterwohlfahrt und VdK erneut gegen einen sozialen Pflichtdienst ausgesprochen.

"Auch wenn die AWO ganz entschieden gegen jeden Pflichtdienst ist, ist sie der Einladung des Bundesgesundheitsministers gerne nachgekommen", sagte Vorsitzenden Wolfgang Stadler am 25. September in Berlin. Der Minister ließ nach dem Gespräch mitteilen, er sei bestärkt worden, "die Debatte um das Gesellschaftsjahr fortzuführen".

Spahn weiter: "Unterschiede gab und gibt es zur Frage, ob und wie sehr ein solcher Dienst verpflichtend sein soll. Wir waren uns einig, dass wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch durch mehr soziales Engagement stärken können und stärken sollten.

Klar sei nach der Diskussion, dass das Freiwillige soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst stärker gefördert werden müssen als bisher. "Wie das passieren kann, das werde ich mit meiner Kollegin Familienministerin Giffey zeitnah erörtern."

AWO: Junge Menschen sind keine billigen Arbeitskräfte

Stadler sagte weiter, er begrüße grundsätzliche jede Debatte darüber, "wie wir gemeinsam zu mehr sozialem Zusammenhalt und Teilhabe beitragen können". Ein Pflichtdienst, der junge Menschen in erster Linie zu billigen Arbeitskräften macht, helfe hier ganz sicher nicht.

Seiner Ansicht nach können junge Menschen nicht das strukturelle Fachkräfteproblem der Pflege lösen. Dazu bedürfe es in erster Linie besserer Arbeitsbedingungen. "Möchte man mehr engagierte junge Frauen und Männer, benötigt man attraktivere Rahmenbedingungen", sagte der Vorsitzende. Er sprach sich zum Beispiel für kostenfreie Nahverkehrstickets für alle aus, die einen Freiwilligendienst leisten und eine klare Berücksichtigung eines Freiwilligendienstes bei der Vergabe von Studienplätzen.

Ebenfalls auf Distanz ging Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. "Aus Sicht des VdK kann eine solche Dienstpflicht das Problem der Personalknappheit speziell im Gesundheitswesen nicht lösen", sagte sie.

VdK: Sozialdienste aufwerten

Dem Mangel an Fachkräften im Bereich Kranken- und Altenpflege müsse man anders begegnen. "Hier bedarf es einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einer höheren Wertschätzung. Es ist wichtig, dass junge Menschen an soziale Berufe herangeführt werden, zum Beispiel auch durch Praktika in der Schulzeit."

Sie warb dafür, die bestehenden Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst attraktiver zu machen. Zudem müsse die Anerkennungskultur beispielsweise durch eine Unterhaltssicherung, eine Einbeziehung in die Sozialversicherung und Vergünstigungen im Nahverkehr gestärkt werden.

Dirk Baas