Ausgabe 8/2013 - 23.02.2018
Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) hat gefordert, den Kampf gegen Kinderarmut zu einem Schwerpunkt der künftigen Bundesregierung zu machen. Ein reiches Land wie Deutschland könne sich keine armen Kinder leisten, sagte die geschäftsführende Ministerin am 20. Februar bei einer Veranstaltung des SOS-Kinderdorfes in Berlin. Am Welttag der sozialen Gerechtigkeit diskutierten rund 100 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Praxis über Kinderarmut. Fast jedes fünfte Kind in Deutschland wächst dem Hilfswerk zufolge in Armut auf.
"Armut grenzt aus, macht klein und verschlechtert die Chancen, gut ins Leben zu starten", betonte Barley in ihrer Rede. Arme Kinder haben Experten zufolge schlechtere Bildungschancen, stehen häufiger im gesellschaftlichen Abseits und sind in ihrer gesundheitlichen Entwicklung beeinträchtigt.
Barley sagte, dass Kinder vor allem dann arm seien, wenn auch ihre Eltern arm sind. "Gegen Kinderarmut helfen deshalb gute Löhne, aber auch eine Politik, die noch mehr die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Mittelpunkt stellt", sagte die Ministerin. Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD unter anderem vereinbart, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern, den Kinderzuschlag für Einkommensschwache zu erhöhen und das Kindergeld bis 2020 um 25 Euro zu erhöhen.
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, erläuterte, dass in Deutschland vor allem Kinder von Alleinziehenden, Flüchtlingskinder und Kinder aus kinderreichen Familien in Armut aufwüchsen. "Sie alle 'erben' die Armut von ihren Eltern und haben in den seltensten Fällen die Chance, jemals ihre prekäre Situation zu überwinden." Das Ausmaß von Kinderarmut werde unterschätzt, mahnte sie.
Der Vorstandsvorsitzende des deutschen SOS-Kinderdorfvereins, Kay Vorwerk, kritisierte, dass noch immer die Herkunft eines Kindes in hohem Maße seine Bildungslaufbahn bestimme. Er fordert von der Politik, finanzielle Leistungen, Betreuungsangebote und individuelle Unterstützung, um allen jungen Menschen gerechte Zukunftschancen zu eröffnen.