Ausgabe 34/2017 - 25.08.2017
Ludwigshafen (epd). Mohammed und sein Kumpel Aghyad haben gerne mitangepackt. "Wir haben neue Leute kennengelernt und unsere Sprachkenntnisse verbessert", sagt der 26-jährige Mohammed in fast perfektem Deutsch. Die beiden syrischen Flüchtlinge haben mit Heckenschere und Schaufel bei einem Baucamp des Internationalen Bauordens nahe Halle an der Saale mitgearbeitet. Bei ihrem einwöchigen Freiwilligendienst halfen sie einem Verein, das Dorf mit Gartenarbeiten zu verschönern.
Seit etwas mehr als einem Jahr leben die beiden Syrer in Deutschland. Die freiwillige Mitarbeit bei sozialen Projekten sei für sie eine willkommene Chance, Fuß zu fassen in der deutschen Gesellschaft und sich leichter zu integrieren, sagt Peter Runck, der Geschäftsführer des Bauordens. Junge Flüchtlinge kämen mit Gleichaltrigen in Kontakt. Junge Einheimische und internationale Freiwillige erführen zudem von ihnen aus erster Hand über deren Lebenssituation und Fluchtursachen.
Die gemeinnützige Organisation, die Mitglied im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist, veranstaltet jährlich etwa 120 Baucamps in ganz Europa, davon mehr als 40 Projekte in Deutschland. Dabei helfen junge Leute im Alter von 16 bis 26 Jahren aus aller Welt unentgeltlich mit bei Renovierungsarbeiten in sozialen und kirchlichen Einrichtungen.
Vermehrt engagierten sich auch junge Flüchtlinge, vor allem aus Syrien und Afghanistan, berichtet Runck. Diese müssen keine Anmeldegebühren für die üblicherweise zweiwöchigen Baucamps bezahlen. Auch übernimmt der Bauorden die Kosten für Reise und Versicherung.
Der gelernte Banker Mohammed, der ein Masterstudium in Mannheim beginnt und im pfälzischen Kandel wohnt, war bereits bei vier Baucamps dabei. "Dort habe ich erste Kontakte mit jungen Deutschen gehabt", berichtet er. Unter anderem war er in einer evangelischen Freizeit- und Tagungsstätte im baden-württembergischen Neckarzimmern in der Gartenpflege tätig.
In den Bauorden-Teams arbeiteten Christen und Muslime ohne Vorurteile oder Berührungsängste zusammen, ergänzt der 21-jährige Aghyad, der in Germersheim lebt und Zahntechniker werden will. Wegen religiöser oder kultureller Fragen bekämen sich die jungen Frauen und Männer nicht in die Haare, versichert Mohammed. Allerdings gebe es in der Gesellschaft sehr wohl Vorbehalte gegenüber Muslimen und Ängste vor Flüchtlingen.
Über ihre Mithilfe beim Bauorden wollten sie auch dankbar etwas an die Gesellschaft zurückgeben, die ihnen Aufnahme gewähre, betonen die beiden jungen Männer. Zu Fuß, mit dem Zug und dem Auto waren sie aus ihrem vom Krieg zerrissenen Land geflohen. Die Angst davor, von einer der kämpfenden Parteien als Soldaten rekrutiert zu werden, habe sie zur Flucht bewogen, erzählen Mohammed und Aghyad. Zurück in ihre zerstörte Heimat Syrien wollen sie nicht mehr. "Der Krieg dauert mir zu lange", sagt Mohammed. Er und sein Kumpel Aghyad haben sich entschieden: Die Zukunft liegt für sie in Deutschland.