sozial-Branche

Migration

Neue Lebenschancen freischaufeln




Junge syrische Flüchtlinge engagieren sich ehrenamtlich für den Bauorden: Rechts im Bild Mohammed.
epd-bild/Internationaler Bauorden
Auch junge Flüchtlinge arbeiten bei sozialen Projekten des Internationalen Bauordens mit. Die Organisation veranstaltet sogenannte Baucamps in ganz Europa. Mohammed und Aghyad aus Syrien helfen mit und nutzen die Chance, Fuß zu fassen in Deutschland.

Mohammed und sein Kumpel Aghyad haben gerne mitangepackt. "Wir haben neue Leute kennengelernt und unsere Sprachkenntnisse verbessert", sagt der 26-jährige Mohammed in fast perfektem Deutsch. Die beiden syrischen Flüchtlinge haben mit Heckenschere und Schaufel bei einem Baucamp des Internationalen Bauordens nahe Halle an der Saale mitgearbeitet. Bei ihrem einwöchigen Freiwilligendienst halfen sie einem Verein, das Dorf mit Gartenarbeiten zu verschönern.

Seit etwas mehr als einem Jahr leben die beiden Syrer in Deutschland. Die freiwillige Mitarbeit bei sozialen Projekten sei für sie eine willkommene Chance, Fuß zu fassen in der deutschen Gesellschaft und sich leichter zu integrieren, sagt Peter Runck, der Geschäftsführer des Bauordens. Junge Flüchtlinge kämen mit Gleichaltrigen in Kontakt. Junge Einheimische und internationale Freiwillige erführen zudem von ihnen aus erster Hand über deren Lebenssituation und Fluchtursachen.

Über 40 Projekte in Deutschland

Die gemeinnützige Organisation, die Mitglied im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist, veranstaltet jährlich etwa 120 Baucamps in ganz Europa, davon mehr als 40 Projekte in Deutschland. Dabei helfen junge Leute im Alter von 16 bis 26 Jahren aus aller Welt unentgeltlich mit bei Renovierungsarbeiten in sozialen und kirchlichen Einrichtungen.

Vermehrt engagierten sich auch junge Flüchtlinge, vor allem aus Syrien und Afghanistan, berichtet Runck. Diese müssen keine Anmeldegebühren für die üblicherweise zweiwöchigen Baucamps bezahlen. Auch übernimmt der Bauorden die Kosten für Reise und Versicherung.

Der gelernte Banker Mohammed, der ein Masterstudium in Mannheim beginnt und im pfälzischen Kandel wohnt, war bereits bei vier Baucamps dabei. "Dort habe ich erste Kontakte mit jungen Deutschen gehabt", berichtet er. Unter anderem war er in einer evangelischen Freizeit- und Tagungsstätte im baden-württembergischen Neckarzimmern in der Gartenpflege tätig.

Zusammenarbeit ohne Vorurteile

In den Bauorden-Teams arbeiteten Christen und Muslime ohne Vorurteile oder Berührungsängste zusammen, ergänzt der 21-jährige Aghyad, der in Germersheim lebt und Zahntechniker werden will. Wegen religiöser oder kultureller Fragen bekämen sich die jungen Frauen und Männer nicht in die Haare, versichert Mohammed. Allerdings gebe es in der Gesellschaft sehr wohl Vorbehalte gegenüber Muslimen und Ängste vor Flüchtlingen.

Über ihre Mithilfe beim Bauorden wollten sie auch dankbar etwas an die Gesellschaft zurückgeben, die ihnen Aufnahme gewähre, betonen die beiden jungen Männer. Zu Fuß, mit dem Zug und dem Auto waren sie aus ihrem vom Krieg zerrissenen Land geflohen. Die Angst davor, von einer der kämpfenden Parteien als Soldaten rekrutiert zu werden, habe sie zur Flucht bewogen, erzählen Mohammed und Aghyad. Zurück in ihre zerstörte Heimat Syrien wollen sie nicht mehr. "Der Krieg dauert mir zu lange", sagt Mohammed. Er und sein Kumpel Aghyad haben sich entschieden: Die Zukunft liegt für sie in Deutschland.

Alexander Lang

« Zurück zur vorherigen Seite


Weitere Themen

Präses Rekowski wirbt für sozialen Arbeitsmarkt

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat angesichts der ungebrochen hohen Langzeitarbeitslosigkeit an die neue nordrhein-westfälische Landesregierung appelliert, einen sozialen Arbeitsmarkt zu etablieren. Es sei nur "beschränkt möglich", alle Menschen ohne Beschäftigung über Förderprojekte in den ersten Arbeitsmarkt zu bekommen, machte Präses Manfred Rekowski am 23. August in Wuppertal deutlich: "Wir dürfen niemanden abschreiben."

» Hier weiterlesen

Verbände fordern höheren Behindertenpauschbetrag

Der Allgemeine Behindertenverbands in Deutschland (ABiD) fordert eine Anpassung des Pauschbetrags an die Lebenshaltungskosten. Klaus Heidrich, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Die Erhöhung wäre für die steuerpflichtige Gruppe von Menschen mit Behinderung ein wichtiges Instrument zum Ausgleich von behindertenbedingten Nachteilen."

» Hier weiterlesen

Vom Pflegegutachten bis zur Leistung

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat einen Ratgeber veröffentlicht, der Betroffene auf die Erstellung eines Pflegegutachtens durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen vorbereitet. Das Buch "Das Pflegegutachten - Antragstellung, Begutachtung, Bewilligung" wolle systematisch auf diesen wichtigen Termin vorbereiten, teilten die Verbraucherschützer am 22. August in Düsseldorf mit.

» Hier weiterlesen