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Private Pflegeanbieter wollen Fachkräftequote abschaffen



Der Bundesverband der privaten Pflegeanbieter (bpa) hat angesichts des Fachkräftemangels ein Ende der starren Fachkräftequote in den Pflegeeinrichtungen gefordert. "Wir wollen einen Denkprozess einläuten, um die Quote zu flexibilisieren", sagte der niedersächsische Landesvorsitzende Henning Steinhoff am 10. August dem epd. Derzeit muss in Pflegeeinrichtungen mindestens die Hälfte des Pflegepersonals aus Fachkräften bestehen. Die Diakonie und der evangelische Pflegeverband wiesen den Vorschlag zurück und warnten vor einer Gefahr für die Qualität der Pflege.

Die 50-Prozent-Quote stehe seit den 1970er Jahren im Gesetz und sei seitdem nie wissenschaftlich belegt worden, kritisierte Steinhoff. Die starre Regelung führe dazu, dass Pflegeheime nur dann zusätzliche Pflegehilfskräfte einstellen könnten, wenn sie gleichzeitig auch eine ausgebildete Fachkraft mit einstellen. Weil jedoch auf dem Arbeitsmarkt keine Fachkräfte zu finden seien, drohe im Extremfall die Schließung von einzelnen Abteilungen: "Und das bei einer stetig steigenden Nachfrage nach Pflegeplätzen."

"Bekommen mehr Menschen zu den Bewohnern"

Die Personalnot in den Heimen könne mit einer flexiblen Quote verbessert werden, sagte Steinhoff. Seiner Ansicht nach könnten die Häuser auch mit deutlich weniger Fachkräften, dafür aber mehr Hilfskräften die Qualität der Pflege halten. "Wir bekommen so einfach mehr pflegende Menschen zu den Bewohnern."

Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Christof Künkel, unterstrich dagegen, dass die Diakonie an der 50 Prozent-Fachkraftquote festhalten wolle. "Eine Absenkung würde einer Dequalifizierung in stationären Einrichtungen der Altenpflege Vorschub leisten." Allerdings setze sich die Diakonie dafür ein, dass neben den examinierten Pflegekräften auch andere vergleichbare Berufe bei der Fachkraftquote anerkannt werden. Die Arbeit in den stationären Einrichtungen der Altenhilfe werde immer komplexer. "Wir brauchen deshalb neben den qualifizierten Altenpflegerinnen auch Physiotherapeuten, hauswirtschaftliche Betriebsleiterinnen, Heilerziehungspfleger und andere Fachkräfte."

Der Geschäftsführer des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege, Frank Pipenbrink, schloss sich Künkels Kritik an. Nötig seien kreative Lösungen, um mehr Fachpersonal in die Einrichtungen zu bekommen.


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