Ausgabe 32/2017 - 11.08.2017
Berlin (epd). Nach einem erneuten Gewaltvorfall an der Berliner Bahnhofsmission am Zoo fordert der Leiter der Einrichtung eine bessere krisenpsychologische Betreuung für Obdachlose in der Bundeshauptstadt. Viele der Wohnungslosen seien psychisch krank und hätten zugleich keinerlei Chance auf eine Betreuung oder Behandlung, sagte Bahnhofsmissionsleiter Dieter Puhl am 9. August in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das müsse sich auch angesichts der ständig wachsenden Anzahl von Obdachlosen in Berlin unbedingt ändern. Schätzungen zufolge leben in Berlin derzeit etwa 8.000 Menschen auf der Straße.
Puhl fordert die Krisendienste personell massiv aufzustocken, um zumindest eine psychiatrische Grundversorgung in der Stadt zu gewährleisten. Von den 700 Gästen, die täglich von der Bahnhofsmission am Zoo versorgt werden, seien 695 nicht problematisch. Die anderen fünf befänden sich in einem Zustand "höchster Verwirrtheit" und bräuchten dringend eine Behandlung.
Am Wochenende war es während der Essenausgabe an der Bahnhofsmission in der Jebensstraße zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen einer Gruppe von Gästen gekommen. Die Polizei rückte mit 25 Beamten an und konnte die Situation wieder beruhigen.
Es war bereits der dritte Einsatz dieser Größenordnung innerhalb von zwei Monaten, sagte Puhl. Er warnte davor, das Problem an die Polizei auszulagern. "Polizisten sind nicht für psychisch Kranke zuständig." Insgesamt registriert Puhl eine steigende Tendenz bei Übergriffen von Obdachlosen.
Auch der Humanistische Verband (HVD) forderte den Ausbau dezentraler Versorgungsstrukturen für Wohnungslose in Berlin. In der Hauptstadt erhielten Wohnungslose aktuell in zehn Einrichtungen eine niedrigschwellige medizinische Versorgung. Das sei viel zu wenig angesichts des wachsenden Bedarfs, hieß es.