Ausgabe 31/2017 - 04.08.2017
Köln (epd). Vor den Risiken des Alkoholkonsums während der Schwangerschaft hat das Fachzentrum für Pflegekinder mit Alkoholschädigungen in Köln gewarnt. Jährlich würden in Deutschland 10.000 Kinder mit Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) geboren, erklärte das Zentrum zum "Tag des alkoholgeschädigten Kindes" am 9. September. Damit zähle FASD zu den häufigsten Behinderungen von Geburt an. Nur absoluter Verzicht auf Alkohol schütze das heranwachsende Baby vor dieser vermeidbaren und lebenslangen Behinderung.
Studien zufolge konsumierten zwischen 14 und 20 Prozent der Schwangeren regelmäßig Alkohol, hieß es. Dabei könnten bereits geringe Alkoholmengen zur Schädigung des Kindes führen. Über die Nabelschnur bleibe das Ungeborene bis zu zehn Mal länger dem Zellgift ausgesetzt, erklärte der Gynäkologe Tamme Goecke vom Universitätsklinikum Aachen. Die Organe, das körperliche Wachstum und die Nervenzellen würden in ihrer Entwicklung gestört. Die Schädigungen des Gehirns und des Zentralen Nervensystems hätten Langzeitfolgen für die Wahrnehmungsverarbeitung, die kognitiven Fähigkeiten und die Persönlichkeitsentwicklung.
Die betroffenen Kinder und Jugendlichen weisen nach Angaben des Kölner Fachzentrums zum Teil schwere geistige und körperliche Behinderungen auf. Sie seien außerdem impulsiv, ihre Lern- und Merkfähigkeit sei eingeschränkt, und sie hätten kein Gespür für Regeln oder Sozialverhalten. Therapie und Erziehung könnten diese Schäden nur geringfügig ausgleichen. Daher sei eine ständige Begleitung der Kinder erforderlich.
80 Prozent der Kinder mit FASD leben demnach in Pflegefamilien oder Einrichtungen der Jugendhilfe. Auch als Erwachsene seien die Betroffenen auf Hilfe angewiesen. Nur zwölf Prozent könnten einem Beruf nachgehen. Eine frühzeitige Diagnose von FASD könne helfen, "langwierige Fehlbehandlungen zu vermeiden" und "in einem förderlichen Umfeld entscheidend zum Lebenserfolg" beitragen, erklärte das Fachzentrum.