sozial-Politik

Studie

Weiterhin wenig Frauen in Führungspositionen




Frau als Chefin (Symbolbild)
epd-bild/Jens Schulze
Frauen in Führungspositionen - damit wird in Deutschland weiterhin gefremdelt. Laut dem neuen "Führungskräfte-Monitor 2017" nimmt der Anteil von Frauen mit Führungsaufgaben nur langsam zu. Eine Gleichstellung liegt in weiter Ferne.

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen steigt einer Studie zufolge in Deutschland nur langsam. Von einer Gleichstellung sei die deutsche Wirtschaft immer noch weit entfernt, heißt es in dem am 18. Juli in Berlin vorgestellten "Führungskräfte-Monitor 2017" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach stieg zwischen 1995 und 2015 der Anteil von angestellten Frauen mit Führungsaufgaben in Privatunternehmen insgesamt nur um zehn Prozentpunkte auf 30 Prozent.

Im Schneckentempo

Das sei wenig im Vergleich zum rasanten Bildungsanstieg bei den Frauen, sagte Studienautorin und DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies, Elke Holst. Der Frauenanteil nehme nur langsam zu und gleiche zuletzt eher wieder einem Ritt auf einer Schnecke. Im EU-Vergleich liegt Deutschland damit mit Italien und Zypern auf den letzten drei Plätzen. Grundlage des Führungskräfte-Monitors sind Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Dabei gibt es hierzulande einen starken Ost-West-Unterschied. Derzeit liegt der Frauenanteil in Führungspositionen in Ostdeutschland bei 44 Prozent und in Westdeutschland bei 27 Prozent. Während im Osten in den vergangenen 20 Jahren 19 Prozent mehr Frauen in Führungspositionen aufstiegen, waren es im Westen nur acht Prozent. Offenbar spielten kulturelle Unterschiede immer noch eine wichtige Rolle, sagte Studienautorin Holst.

Erstmals wurde 2015 auch das politische Interesse und die Parteineigung von Führungskräften abgefragt. Dabei gaben 38 Prozent der Frauen in leitenden Positionen an, sehr stark an Politik interessiert zu sein, bei den Männern waren es 58 Prozent. Beide Geschlechter beschäftigten besonders die Themen Frieden, Ausländerfeindlichkeit sowie Umweltschutz, Klimawandel und der soziale Zusammenhalt. Weibliche Führungskräfte neigten vor allem den Grünen zu (39 Prozent), männliche der SPD (44 Prozent). Würde man in die Studie Selbstständige, Landwirte und die Beschäftigten im öffentlichen Dienst einbeziehen, könne dies jedoch anders aussehen, betonte Studienautorin Holst.

Jede vierte Chefin hat Kinder

Bei den Deutschen mit Migrationshintergrund in Führungspositionen haben die Frauen laut dem Monitor die Nase vorn. Ihr Anteil stieg von neun Prozent (2005) auf 27 Prozent im Jahr 2015. Bei den Männern gab es im gleichen Zeitraum nur einen Zuwachs um sieben Prozentpunkte von 15 auf 22 Prozent.

Bei der Aufschlüsselung nach Alter legte in den vergangenen zehn Jahren besonders die Altersgruppe 55 plus zu. Hier wuchs der Anteil weiblicher Führungskräfte um zehn Prozentpunkte auf 23 Prozent. Bei den bis 34-Jährigen gab es dagegen nur einen leichten Anstieg um zwei Prozentpunkte auf 36 Prozent, bei den 35- bis 54-Jährigen um sechs Prozentpunkte auf 28 Prozent.

Etwa jede vierte Frau mit Führungsaufgaben (27 Prozent) hatte im Jahr 2015 Kinder (2005: 21 Prozent), bei den Männern waren es 35 Prozent (2005: 39 Prozent). Über die Hälfte der Frauen (55 Prozent) ist neben der Arbeit für Haushalt und Kinderbetreuung zuständig. Bei den Männern sind es 24 Prozent, zehn Prozent mehr als 2005.

Auch die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) in Führungspositionen hat sich in den vergangenen Jahren im Mittel leicht verringert, die Verdienstlücke bleibe mit durchschnittlich 23 Prozent aber weiter erheblich, hieß es. Im Mittelwert liege der Verdienstunterschied sogar bei 26 Prozent und habe sich innerhalb von 20 Jahren nicht verändert.

Markus Geiler

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