Ausgabe 02/2017 - 13.01.2017
Mainz (epd). Ärzte und Wissenschaftler sollen in Kürze auf eine umfassende Datensammlung zu sämtlichen Krebserkrankungen in Rheinland-Pfalz zugreifen können. Die seit einem Jahr gültige Pflicht, alle Krebs-Diagnosen und -Behandlungen an die dazu gegründete "Krebsregister Rheinland-Pfalz gGmbH" zu melden, wird nach Überzeugung des Landes auch den Patienten helfen. Die Daten des Krebsregisters könnten beispielsweise dabei helfen, besonders erfolgreiche Therapie-Ansätze zu erkennen, sagte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am 10. Januar bei der Vorstellung der neuen Institution.
In Rheinland-Pfalz erkrankten nach Angaben der Ministerin allein im Jahr 2015 rund 33.000 Menschen neu an Krebs. Die Fallzahl werde künftig wegen der höheren Anzahl älterer Menschen voraussichtlich weiter ansteigen. In der Vergangenheit wurden bundesweit lediglich statistische Daten zu Krebserkrankungen in einzelnen Regionen und Altersgruppen erhoben. Neu ist, dass detaillierte klinische Daten zum Krankheitsverlauf aller Patienten gesammelt werden. Diese persönlichen Daten sind nur für behandelnde Mediziner einsehbar. Anonymisierte Auswertungen über den Erfolg von Behandlungen oder Rückfallquoten sollen einem größeren Personenkreis offengelegt werden.
Mit der Gründung der gemeinnützigen Krebsregister-GmbH durch das Land und die Mainzer Universitätsmedizin wurde eine auf Bundesebene beschlossene Reform in Rheinland-Pfalz umgesetzt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern verzichtet Rheinland-Pfalz auf die Androhung von Ordnungsgeldern für den Fall, dass der Meldebogen für einen neuen Patienten nicht beim Krebsregister eingereicht wird. Die Ministerin und die Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin, Babette Simon, appellierten an alle behandelnden Ärzte, ihrer gesetzlichen Meldepflicht dennoch nachzukommen.
Die Arbeit der neuen Institution wird größtenteils von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert, die dafür drei Millionen Euro pro Jahr bereitstellen. Das Land Rheinland-Pfalz beteiligte sich 2016 mit einer Million Euro an den Kosten, bis 2018 soll der Landesanteil auf 825.000 Euro sinken.