Ausgabe 39/2016 - 30.09.2016
Speyer, Bonn (epd). Sie können als Musterbeispiel für eine gelungene Integration gelten, und doch droht ihnen die Abschiebung. Seit drei Jahren lebt die Flüchtlingsfamilie Shenouda aus Ägypten in Speyer. Der Vater arbeitet als Hausmeistergehilfe im katholischen Kloster St. Magdalena. Die 21-jährige Tochter Sara absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr und hat den Führerschein gemacht. Ihre jüngere Schwester Selvia (18) arbeitet auf das Fachabitur hin und will später Polizistin werden. Selbst im "Fanfarenzug Rot-Weiß Speyer" ist die Familie aktiv.
Nachdem ihr Asylantrag im Juni vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) als "offensichtlich unbegründet" abgelehnt wurde, hat die Familie gegen den Bescheid Klage eingereicht. Die Shenoudas waren in ihrer ägyptischen Heimat nach eigenen Angaben als Christen der Diskriminierung durch Behörden ausgesetzt.
"Ziemlich unfassbar" findet es ihr juristischer Beistand Jens Dieckmann, dass die Familie nun das Land verlassen soll. Die Situation sei für Christen in Ägypten derzeit sehr gefährlich und die Menschenrechtslage dort katastrophal, sagt der Bonner Anwalt für Ausländerrecht. Seine Kanzlei vertritt 70 von rund 5.000 koptischen Familien in Deutschland. Für koptische Flüchtlinge aus Ägypten müsse es generell einen Abschiebestopp geben, fordert er.
Am 16. November steht vor dem Trierer Verwaltungsgericht die mündliche Verhandlung über den Asylantrag der Shenoudas an. Sie genießen derzeit Abschiebeschutz und erhalten eine Prozesskostenbeihilfe - ein Indiz dafür, dass die Dinge für sie gut stehen, wie der Strafverteidiger sagt.
Dieckmann ist sicher, dass die Flüchtlingsfamilie ihre Asylgründe glaubhaft darstellen kann. "Es gibt ein Happy End", zeigt er sich optimistisch. Problematisch sei es, dass die Entscheidungspraxis der Asylbehörden seit diesem Jahr wohl auch unter dem Druck zahlreicher neuer Fälle "extrem restriktiv" sei.