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Mediziner beklagen Kommerzialisierung des Gesundheitswesens



Im deutschen Gesundheitswesen gibt es nach Einschätzung von Medizinern zu viel Kommerzialisierung, die einer gerechten Versorgung der Patienten zunehmend schadet. Privatisierungen und immer mehr Selbstbeteiligungen der Patienten führten zu einer wachsenden Entsolidarisierung des Gesundheitssystems, warnte der Arzt und Vorsitzende des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland mit Sitz in Mainz, Gerhard Trabert, am 24. September in Wuppertal.

Obwohl Deutschland einen erheblichen Teil seines Wohlstands für Gesundheitsleistungen ausgebe, stürben Geringverdiener hierzulande inzwischen deutlich früher, betonte der Mediziner auf einer Gesundheitskonferenz der Linken-Bundestagsfraktion. Bei armen Männern liege die Lebenserwartung um elf, bei armen Frauen um acht Jahre unter dem Durchschnitt. Zudem sei die Ärztedichte in sozial schwächeren Quartieren niedriger.

Trabert kritisierte vor allem, dass mit der Festschreibung des Beitragsanteils der Arbeitgeber an der gesetzlichen Krankenversicherung die Parität mit den Arbeitnehmern aufgekündigt worden sei. Kostensteigerungen des Systems würden nun einseitig auf die Bürger abgewälzt. Darüber hinaus dürfe es nicht sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt chronische Erkrankungen durch hohe Selbstbeteiligungen bei den Medikamenten zu Verschuldung und Armut führten.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Inge Höger sagte, die zunehmende Privatisierung führe zu einer Flut von medizinischen Extraleistungen, die die Patienten bezahlen müssten. Gleichzeitig arbeite das Pflegepersonal immer mehr am Limit. So müsse ein Pflege-Beschäftigter in Deutschland inzwischen 21 Patienten betreuen, während es beispielsweise in Dänemark nur zehn und in Norwegen acht Patienten seien.


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