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Wissenschaftlicher Beirat warnt vor sinkender Netto-Rente



Nach dem Bundesarbeitsministerium warnt auch der Wissenschaftliche Beirat von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vor einem deutlich sinkenden Rentenniveau.

Die Wissenschaftler, die am 29. September in Berlin ihr Gutachten über die Zukunft der Sozialversicherungen vorstellten, kommen für die Entwicklung in den nächsten 30 Jahren zu beinahe identischen Prognosen wie das Arbeitsministerium.

Im Jahr 2045 wird danach das Niveau der Durchschnittsrente auf rund 42,5 Prozent des durchschnittlichen Lohns sinken. Die Prognose ist aufgrund anderer Annahmen etwas optimistischer als die entsprechende Prognose aus dem Rentenversicherungsbericht (41,6 Prozent). Den Beitragssatz sehen die Wissenschaftler in 30 Jahren bei über 23 Prozent. Er beträgt heute 18,7 Prozent des Bruttoeinkommens. Das Sicherungsniveau für die Rente liegt gegenwärtig bei 47,8 Prozent des Durchschnittslohns.

Gegen feste Altersgrenze

Der Beirat unter dem Vorsitz des Züricher Ökonomen Hans Gersbach spricht aber Empfehlungen aus, die Gabriel und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) nicht teilen. Um die Rentenversicherung bezahlbar zu halten und das Rentenniveau nicht abstürzen zu lassen, sei die feste Altersgrenze abzuschaffen und das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln.

Setzt sich die Entwicklung fort, wonach die Lebenserwartung alle zehn Jahre um zwei Jahre steigt, läge das Renteneintrittsalter nach den Empfehlungen des Beirats im Jahr 2045 bei 69 Jahren. Tätig werden müsse die Politik erst nach 2030. Bis dahin soll das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre steigen.

Pflichtrente für Selbstständige

Als "teure Dummheit" bezeichnete der Wirtschaftswissenschaftler und Renten-Experte Axel Börsch-Supan vom Münchner Max-Planck-Institut für Sozialpolitik Überlegungen in der SPD und Forderungen der Gewerkschaften, das Rentenniveau stabilisieren oder auf einem bestimmten Niveau fixieren zu wollen.

Zugleich schränkte Börsch-Supan ein, etwa 20 Prozent der Erwerbstätigen könnten ihre Arbeit nicht bis zur Rente durchhalten. Das sei schon heute so. Für diese Gruppe müssten Lösungen gefunden werden.

Hohe Armutsrisiken sehen die Wissenschaftler für Langzeitarbeitslose, gesundheitlich eingeschränkte Berufstätige und Solo-Selbstständige. Sie empfehlen, die Erwerbsminderungsrenten anzuheben, die kleinen Selbstständigen zu verpflichten, sich gesetzlich zu versichern und für Langzeitarbeitslose wieder Rentenbeiträge abzuführen.

Bettina Markmeyer

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