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Saarland stellt Talente von Flüchtlingen fest



Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU) hat am 16. September ein neues Pilotprojekt zur Kompetenzfeststellung von Flüchtlingen offiziell gestartet. Dabei sollen ihre Talente festgestellt werden. Die Teilnahme daran sei "natürlich freiwillig", betonte Bouillon in der Landesaufnahmestelle in Lebach. Es gehe auch darum, die Wartezeit bis zur Verteilung auf die Kommunen zu überbrücken.

Projektpartner sind den Angaben zufolge neben dem Innenministerium das Wirtschafts- und Arbeitsministerium, die Bundesagentur für Arbeit, die SHS Stiftung sowie der Entwickler des Talent-Tests, die HR Diagnostics AG. Der internetbasierte Test erhebt innerhalb von zweieinhalb Stunden die kognitiven Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale sowie persönliche Interessen. Die Tests dienen als Basis für Beratungsgespräche mit der Arbeitsagentur.

Zurzeit finden einmal pro Woche fünf Tests statt. Bouillon sieht in dem Verfahren auch eine Möglichkeit, gezielt die Wohnsitzauflage anzuwenden. So könnten Menschen stärker dort zugewiesen werden, wo sie gebraucht werden, betonte er. Nach dem Integrationsgesetz, das seit August gilt, müssen auch anerkannte Flüchtlinge künftig drei Jahre in dem Bundesland bleiben, dem sie nach ihrer Aufnahme über den sogenannten Königsteiner Schlüssel zugewiesen wurden. Die Länder können innerhalb ihres Gebiets konkrete Wohnorte vorschreiben.

Das Saarland hat nach Ansicht von Raimund Becker aus dem Vorstand der Bundesagentur für Arbeit gute Chancen, Flüchtlinge schnell für den Arbeitsmarkt vorzubereiten. "Die Vermutung ist: Je früher man mit diesen Tests beginnt, desto besser", betonte er. Sie lieferten eine genauere Einschätzung der Fähigkeiten der einzelnen Flüchtlinge. "Deutschland ist sehr zertifikatsverliebt", erklärte Becker. "Doch es kommt kaum jemand mit einem IHK-Zertifikat aus Aleppo."

Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD) sieht in dem Projekt einen zusätzlichen Baustein in der Integration von Flüchtlingen. Nach den ersten 300 Teilnehmern wird das Verfahren den Angaben zufolge evaluiert. Das Verfahren könne dann auch interessant sein, um "Langzeitarbeitslose in der Bevölkerung wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren".


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