Ausgabe 17/2016 - 29.04.2016
Berlin (epd). Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) hat gefordert, die hohen Rücklagen der Pflegeversicherung für die Pflegebedürftigen zu nutzen. Die Versicherung sitze auf Rücklagen in Milliardenhöhe. Gleichzeitig sind mehr als ein Drittel aller Menschen im Alter bei Pflegebedürftigkeit auf Sozialhilfe angewiesen, weil sie die Kosten für ihre Versorgung nicht stemmen können", sagte Vorsitzender Bernhard Schneider am 25. April in Berlin. Das sei ungerecht und ein gesellschaftspolitischer Skandal.
Ende 2015 verfügte die Pflegekasse über Rekord-Rücklagen von fast 8,5 Milliarden Euro, wie aktuelle Zahlen der Bundesbank zeigen. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Versicherungsbeiträge auch bei den Pflegebedürftigen ankommen", betonte Schneider. Das lasse sich nur durch eine grundlegende Neuausrichtung des Versicherungssystems erreichen: "Der DEVAP fordert dringend einen Strukturwandel von der heutigen Pflegeteilversicherung zu einer echten Pflegeteilkaskoversicherung."
"Eine echte Pflegeteilkasko bedeutet, dass die Pflegeversicherung alle notwendigen pflegebedingten Kosten übernimmt. Die Pflegebedürftigen beteiligen sich mit einem gesetzlich festzulegenden Eigenanteil", erklärt Schneider. Heute sei es so, dass die Kasse sich lediglich mit einem fixen Zuschuss an den Kosten beteiligt. "In der Folge zahlt der Betroffene einen viel zu hohen Eigenanteil, und zwar für die Pflege rund 1.000 Euro und noch einmal so viel für Unterkunft, Verpflegung und Miete."
"Der zweite Grundgedanke der echten Teilkaskoversicherung ist, dass Leistungen einheitlich gewährt werden müssen", so der Verbandschef. "Es darf keinen Unterschied mehr ausmachen, wo der Mensch wohnt: Die Leistungsbeträge sind immer dieselben." Auch die Abrechnungssystematik müsse im stationären Setting genauso sein wie im ambulanten. Und, so Schneider: Die Grundpflege und Betreuung sollte von der Pflegeversicherung übernommen, die Behandlungspflege hingegen von der Krankenversicherung bezahlt werden.