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Charité

Studie: Keine "Menschenversuche" in der DDR



Arzneimittelstudien westlicher Pharmaunternehmen in der DDR beruhten laut einer Untersuchung der Berliner Charité auf den gleichen ethischen Standards wie in Westeuropa. Die Wissenschaftler um den Medizinhistoriker Volker Hess fanden im Rahmen ihres zweieinhalbjährigen Forschungsprojektes Hinweise auf bis zu 900 klinische Studien, die im Auftrag von Westfirmen zwischen 1961 und 1990 in der DDR gemacht wurden. Davon wurden 321 Studien genauer untersucht und ausgewertet. Der Skandal bleibe dabei aus, sagte Hess am 15. März bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse in Berlin.

Vorwürfe von "Menschenversuchen in der DDR" und "menschlichen Versuchkaninchen" konnte die Forschungsgruppe nicht entdecken. "Diese Standards entsprachen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhang nicht den heutigen international gültigen ethischen Regeln, waren aber nach dem damaligen Verständnis absolut üblich", sagte Hess. Verstöße in Einzelfällen für die DDR konnten die Wissenschaftlicher nicht vermehrt feststellen.

Auftraggeber der klinischen Studien waren zum größten Teil bundesdeutsche Pharmafirmen, aber auch Unternehmen aus der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und den USA. Sie profitierten von der disziplinierten Durchführung in dem zentralistisch geführten DDR-Behördenapparat, was ihnen einen beträchtlichen Zeit- und Effizienzgewinn einbrachte. Die DDR wiederum bekam so dringend benötigte Devisen und Zugang zu westlichen Präparaten.


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