Fast 762.000 Langzeitarbeitslose in Deutschland haben bereits seit vier Jahren oder länger keine Arbeit mehr. Das ist nahezu die Hälfte aller arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger, wie aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Demnach waren im Juni 2020 rund 1,69 Millionen Menschen als erwerbsfähige Hartz-IV-Empfänger gemeldet, davon "45 Prozent seit mindestens vier Jahren im Regelleistungsbezug". Die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (25. April) hatten zuerst über das Thema berichtet.

Dabei seien die ostdeutschen Bundesländer stärker betroffen als die westdeutschen, hieß es weiter. In Westdeutschland waren demnach 43 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger seit mindestens vier Jahren auf Jobsuche, in Ostdeutschland 51 Prozent. Die Landkreise mit dem höchsten Anteil an Arbeitslosen, die seit mehr als vier Jahren eine Stelle suchen, sind den Angaben zufolge die Region Spree-Neiße (64,7 Prozent) und Görlitz (64,4). Die Regionen mit dem geringsten Anteil finden sich allesamt in Bayern, angeführt von Pfaffenhofen an der Ilm (16,7 Prozent).

Die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, warf der Bundesregierung vor, vor allem in Ostdeutschland zu wenig gegen die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit getan zu haben. Dort gebe es "abgehängte Regionen, in denen sich am Arbeitsmarkt nur wenig bewegt", erklärte sie. Seit der Abwicklung etlicher Betriebe hätten viele Beschäftigte dort keinen dauerhaften ordentlichen Arbeitsplatz mehr gefunden. Die Corona-Pandemie habe die Situation weiter verschlechtert. Zimmermann forderte einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor mit ausreichend existenzsichernden Stellen und eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro.