Frankfurt a.M., Lindlar (epd). Der Krimi-Autor Volker Kutscher hält Geschichtsvergessenheit für gefährlich. "Ich war mir immer sicher, dass unsere Demokratie stabiler ist als die Weimarer. Heute bin ich es nicht mehr, es sitzen wieder Faschisten in deutschen Parlamenten", sagte der 58-jährige Schriftsteller dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (Januar-Ausgabe). In solchen Fällen müsse man Zivilcourage zeigen: "Am gefährlichsten ist Gleichgültigkeit."
Er hoffe sehr, dass sich seine Leser die Frage stellten: "Wie konnte es passieren, dass 1933 dieses unvorstellbar brutale Nazi-Regime an die Macht kam?", sagte der im oberbergischen Lindlar geborene Kutscher, der mit seinen Gereon-Rath-Romanen die Vorlage für die TV-Serie "Babylon Berlin" lieferte.
Zu seinem Verhältnis zu Kirche und Religion sagte der Autor, er sei noch nicht aus der Kirche ausgetreten, obwohl er nicht im katholischen Sinne an Gott glaube. "Ich bin rheinisch-katholisch sozialisiert, nicht römisch-katholisch, und das heißt: Lass die reden in Rom, wir machen das so, wie wir es für richtig halten." Wenn er allerdings sehe, wie die Kirche mit den Missbrauchsfällen umgehe, falle es ihm schwer, diese Einstellung durchzuhalten.