Berlin (epd). Deutschlands neues Kultur-Vorzeigeprojekt ist gestartet: Das Humboldt Forum in Berlin wurde am 16. Dezember als "Museum neuen Typs" von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) offiziell eröffnet. Für das Publikum fand coronabedingt per Livestream eine digitale Eröffnung statt.
Im kommenden Jahr werden die verschiedenen Ausstellungsbereiche für Besucher in weiteren Etappen zugänglich gemacht. Das Humboldt Forum zeigt im teilrekonstruierten Berliner Schloss unter anderem Exponate aus aller Welt und soll Plattform für "vielfältige Kunst- und Kulturerlebnisse" werden.
Das Humboldt Forum hat eine Gesamtfläche von fast 100.000 Quadratmetern, davon rund 40.000 Quadratmeter Nutz- und Ausstellungsfläche. Architekt des Humboldt Forums ist der Italiener Franco Stella.
Vorausgegangen waren sieben Jahre Bauzeit und Kostensteigerungen auf voraussichtlich 644 Millionen Euro. Zudem gab es Streit zum Bau und zur teilweisen Rekonstruktion des früheren Hohenzollern-Schlosses. Kritik gibt es zudem am Umgang mit kolonialer Raubkunst im Humboldt Forum. Mehrere Exponate, die in dem Prestigebau gezeigt werden, sollen laut Experten auf umstrittenem Weg nach Deutschland gekommen sein.
Senator mahnt Aufarbeitung des Kolonialismus an
Grütters sagte zur Eröffnung, das Humboldt Forum solle für den Umgang mit Kulturgütern aus kolonialen Kontexten "in Deutschland Maßstab und Vorbild sein". Nicht die eigene Weltanschauung werde in den Mittelpunkt gestellt, "sondern die der Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens und Ozeaniens". Das Vermächtnis der Namensgeber, der Brüder Alexander und Wilhelm Humboldt, "sich die Welt mit eigenen Augen anzuschauen, dem Fremdem zu begegnen statt es abzuwehren und abzuwerten, ist heute aktueller denn je", sagte Grütters.
Auch der Generalintendant und Chef der Stiftung Humboldt Forum, Hartmut Dorgerloh, kündigte an, dass sich das neue Museum mit postkolonialen Kritiken und "der zu lange vergessenen Geschichte des Kolonialismus und seinen bis heute andauernden Folgen wie Diskriminierung und Rassismus" befassen werde. Dazu gehöre auch das Thema Restitution. "Es geht um Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Menschenrechte", sagte Dorgerloh.
Vor der Eröffnung hatte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) eine konsequente Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus angemahnt. "Wir brauchen die Auseinandersetzung um den europäischen Kolonialismus, um die Frage, wie es zu dieser massiven Spaltung zwischen Nord und Süd gekommen ist", sagte Lederer dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Öffentlich zugänglich
Mit dem Humboldt Forum sei "etwas völlig Neues" mit einem "großartigen Anspruch" entstanden, sagte unterdessen Berlins Regierender Bürgermeister Müller. Auch Bundestag und Bundesregierung hätten dazu ein Statement gegeben, die Welt in die Mitte Berlins einzuladen, um "über die Brüche unserer gemeinsamen Geschichte sich auszutauschen und Lehren für die Zukunft zu ziehen", so Müller.
Teile des Humboldt Forums wie der Schlüterhof sind jederzeit öffentlich zugänglich. Damit soll auch ein neues Stadtquartier in Berlin entstehen.