Nur ein Drittel der sozialen Einrichtungen hält die staatlichen Rettungsschirme zur Milderung der Einbußen durch die Corona-Pandemie für auskömmlich. Das geht aus einer Umfrage der Bank für Sozialwirtschaft hervor, aus der die Präsidenten der Diakonie und des Caritasverbandes, Ulrich Lilie und Peter Neher, am 16. Dezember in Berlin erste Ergebnisse vorstellten.

Lilie sagte, 46 Prozent der Einrichtungen könnten trotz der Hilfen die Einbußen nicht kompensieren. Befragt worden waren die Vorstände oder Geschäftsführungen von 500 Unternehmen des Sozial- und Gesundheitswesens. Als wesentliche Herausforderungen nannten sie Mehrinvestitionen aufgrund der Pandemie, etwa für Baumaßnahmen, Digitalisierung und Personal sowie Umsatzeinbußen und erhebliche Personalengpässe. Die Studie dauert noch an.

Die Rettungsschirme seien eine große Hilfe, erklärte Lilie, sie könnten aber nicht alles auffangen. Außerdem sei bereits heute absehbar, dass die Hilfen über den 31. März des kommenden Jahres hinaus verlängert werden müssten.

Personallage größtes Problem

Akut seien die Einrichtungen und Dienste mit den Vorbereitungen der Weihnachtszeit gefordert, erklärten die Präsidenten. Es stelle sie vor enorme Herausforderungen, die Isolation der Bewohnerinnen und Bewohner bei zugleich größtmöglichem Schutz zu vermeiden. Das größte Problem sei die Personalsituation, betonten Lilie und Neher. Das gelte auch für die zusätzlichen Tests in den Einrichtungen.

Diakonie-Chef Lilie sagte, Schnelltests könnten auch von geschulten Pflegeassistenten und externen Zusatzkräften, etwa Rettungssanitätern, durchgeführt werden. Es sei jetzt die Solidarität aller vonnöten. Bund und Länder hatten verpflichtende Tests für das Personal vereinbart. Die Kosten übernimmt der Bund, die Vorschriften machen die Länder. Einige schreiben inzwischen verpflichtende Tests für Besucher in Regionen mit hohen Infektionszahlen vor.

Schon vor der Pandemie seien zu wenige Pflegekräfte im Einsatz gewesen, bilanzierte Lilie. Die Mitarbeitenden seien erschöpft. Dennoch werde es in den meisten Häusern Weihnachtsfeiern und spezielle Besuchsregelungen geben, versicherten die beiden Präsidenten. "Besuche müssen möglich bleiben, darauf müssen wir unsere gemeinsamen Anstrengungen richten", sagte Lilie.

Caritas-Präsident Neher appellierte an jeden Einzelnen, Verantwortung zu übernehmen für den Schutz alter Menschen in der Pandemie und für die, die es besonders schwer hätten. Er sagte, dafür seien nicht nur die Altenheime und die Wohlfahrtsverbände zuständig, sondern "die ganze Gesellschaft". An die Adresse von Kritikern, die den Kirchen vorwerfen, in der Krise nicht genug für die Menschen da zu sein, sagte Neher: "Wenn Caritas und Diakonie da sind, dann ist Kirche da."