Köln (epd). Der Programmausschuss des WDR-Rundfunkrats hat sich "mit großer Mehrheit" für den Erhalt der Geschichtssendung "Stichtag" auf der Hörfunkwelle WDR2 ausgesprochen. Sie solle "sowohl in der Qualität als auch in der Länge" beibehalten werden. Das sagte die Ausschuss-Vorsitzende Petra Kammerevert bei der Sitzung des WDR-Rundfunkrats am 9. Oktober in Köln.
Der Ausschuss habe dem Sender die "Hausaufgabe" aufgegeben, diesen "kleinen Leuchtturm" auch in Zukunft zu finanzieren. "Wir reden hier über eine relativ kleine Summe, während wir an anderer Stelle locker-flockig Millionen ausgeben", sagte Kammerevert. Eine abschließende Beratung zu dem Thema soll in der nächsten Sitzung stattfinden.
Offener Brief von Prominenten
Der NDR hatte die Kooperation mit dem WDR bei der Finanzierung des 15-minütigen WDR5-Geschichtsformats "Zeitzeichen" zum 1. Januar 2021 gekündigt. Laut Programmdirektorin Valerie Weber muss der WDR deshalb an anderen Stellen sparen und umstrukturieren. Beim kürzeren historischen Rückblick "Stichtag" setze man aus diesem Grund auf eine Kooperation mit mehreren Rundfunkanstalten. Das gemeinsame Format soll unter Federführung von Radio Bremen entstehen. Bedenken dagegen wies Weber im Rundfunkrat zurück. "Wenn alle Geschichtsredaktionen der ARD ihre Köpfe zusammenstecken, kann es ja auch sein, dass etwas Besseres entsteht", sagte sie.
Zuvor hatten sich über 100 Prominente in einem offenen Brief an WDR-Intendant Tom Buhrow für den Erhalt des "Stichtags" und des "Zeitzeichens" ausgesprochen. "In Zeiten von Fake News, Verschwörungsfantasien und wachsender Demokratieverachtung wirken 'Stichtag' und 'Zeitzeichen' der gefährlichen Geschichtsvergessenheit entgegen", schrieben sie in einer Anzeige, die im "Kölner Stadt-Anzeiger" erschienen war. Der WDR hatte daraufhin angegeben, es werde im Rahmen einer ARD-Kooperation ein kurzes historisches Kalenderblatt geben, allerdings nicht zwangsläufig unter Federführung des WDR. Zu den Unterzeichnern gehörten die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), TV-Moderator Günther Jauch und Diakonie-Präsident Ulrich Lilie.