Greifswald (epd). Im Osten Deutschlands zeigen sich nach Einschätzung evangelischer Bischöfe die zukünftigen Herausforderungen der kirchlichen Arbeit als erstes. Die ohnehin schon großflächigen evangelischen Gemeinden mit ihren vielen Kirchen würden künftig noch größer, sagte der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias am 27. August bei einem Treffen der fünf leitenden Geistlichen der ostdeutschen Landeskirchen in Greifswald. Dies sei für Ehren- und Hauptamtliche eine "gewaltige Herausforderung". Die Gestaltung der Gottesdienste und der Seelsorge werde sich rasant verändern, und es gebe dazu keine fertigen Konzepte.
Viele ostdeutsche Gemeinden hätten mit Beginn der Corona-Krise digitale Konzepte erarbeitet, sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer. Damit könnten auch Menschen in Gottesdienste eingebunden werden, die keine Kirche besuchen können. Nach den Worten des Berliner Bischofs Christian Stäblein führt die Digitalisierung dazu, dass die Grenzen der Landeskirchen an Bedeutung verlieren.
Eigene Mentalität
Nach Ansicht der Bischöfe verbindet die ostdeutschen Landeskirchen eine eigene Mentalität. Ziel müsse es sein, dieses Lebensgefühl zu berücksichtigen, ohne sich damit von den westdeutschen Landeskirchen abzugrenzen. Die Kirchen im Osten arbeiteten unter besonderen Bedingungen, erklärte der Bischof der sächsischen Landeskirche, Tobias Bilz.
Jeremias verwies darauf, dass die Ortsgemeinden in Ostdeutschland traditionell einen höheren Stellenwert hätten als die überregionalen Dienste und Werke. Die Stärke dieser Basisarbeit habe sich in der Corona-Krise darin gezeigt, dass die Mitarbeiter schnell Kontakte zu den Mitgliedern herstellen konnten.
Bei dem zweitägigen Treffen in Greifswald sind der Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die sächsische Landeskirche, die Evangelische Landeskirche Anhalts und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland vertreten.