Köln (epd). Die Stadt Köln prüft derzeit die Rückgabe des Kopfes einer Steinskulptur der hinduistischen Gottheit Vishnu an Kambodscha. Der Kopf ist seit 1986 Teil der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) und wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit in den 1960er Jahren illegal außer Landes gebracht, wie die Stadtverwaltung am 21. August mitteilte. Das Museum informierte den Kunst- und Kulturausschuss der Stadt Köln darüber, dass man sich über Wege zur Rückführung des Objektes mit den kambodschanischen Verantwortlichen austauschen möchte.
Das Museum ist in diesem Fall von sich aus tätig geworden, eine Restitutionsanfrage aus Kambodscha liegt den Angaben zufolge bislang nicht vor. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) begrüßte die Initiative des Museums: "Wir können Ungerechtigkeiten der Vergangenheit nicht durch Rückgaben von Objekten ungeschehen machen, aber wir können versuchen, sie aufzuklären, und uns um Heilung bemühen."
Es handelt sich bei dem Sammlungsstück um den Kopf einer Steinskulptur aus der Khmer-Zeit (9. bis 15. Jahrhundert). An das Kölner Museum war der Kopf im Jahr 1984 zunächst als Leihgabe eines Sammlers für die Sonderausstellung "Das zeitlose Bildnis – Plastische Kunst der Khmer und Thai" gelangt, zwei Jahre kaufte das Museum den Kopf. Seit 2010 ist das Exponat Teil der Dauerausstellung "Der Mensch in seinen Welten".
Sonderausstellung "Die Schatten der Dinge #1"
Die Ausstellung "Tatort Kambodscha" war 2017 der Anlass, sich mit der Khmer-Sammlung des Hauses näher auseinanderzusetzen. Bei den Ermittlungen zu dem Vishnu-Kopf deute nun vieles darauf hin, dass er illegal erworben wurde, hieß es. So verschwanden durch Plünderungen während der gewaltsamen politischen Auseinandersetzungen Mitte der 1960er Jahre viele Skulpturen, Reliefs und andere Kunstobjekte aus der Region Angkor. Über den asiatischen Kunstmarkt und Sammler gelangten sie bis in international renommierte Museen. Als eine Drehscheibe im internationalen Kunsthandel fungiert dabei bis heute die thailändische Hauptstadt Bangkok.
Bis es zu einer möglichen Rückgabe an Kambodscha ist der Vishnu-Kopf ab September noch Teil der Sonderausstellung "Die Schatten der Dinge #1", die bis zum 3. Januar zu sehen ist. Die Schau des Kölner Museums nähert sich den Biografien von vier Objekten aus Kambodscha, Kanada, Neuseeland und Nigeria an und erzählt dabei auch von ihrer Herkunft.