Frankfurt a.M., Saarbrücken (epd). Eine Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) empfiehlt die Schließung von sieben Regionalflughäfen, darunter Saarbrücken. Dieser leiste keinen relevanten Beitrag zur Vernetzung der Region mit den internationalen Flugverkehrsnetzen, verliere Fluggäste und sei von Subventionen abhängig, heißt es in der am 19. August veröffentlichten Studie. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach sich für eine Anbindung an die Drehkreuze München und Hamburg aus und riet zum Abwarten, welche Trends auch wegen Corona noch kämen.
Die Studie "Regionalflughäfen: Ökonomisch und klimapolitisch unverantwortliche Subventionen" stellt den 14 deutschen Regionalflughäfen insgesamt ein ernüchterndes Zeugnis aus. Kein Airport habe in allen drei bewerteten Kategorien Wirtschaftlichkeit, Verkehrsentwicklung und Anbindung an den internationalen Flugverkehr eine positive Bewertung geschafft, teilte der BUND Hessen mit. Die sieben zu schließenden Flughäfen hätten sogar in allen drei Kategorien versagt: Erfurt-Weimar, Frankfurt-Hahn, Kassel-Calden, Niederrhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt, Rostock-Laage und Saarbrücken.
Betriebe wenig wirtschaftlich
Die Wirtschaftlichkeit der Flughäfen wurde laut BUND auf der Grundlage der Geschäftsberichte aus den Jahren 2014 bis 2018 bewertet. Trotz insgesamt 206 Millionen Euro Subventionen in diesem Zeitraum habe es bis 2019 nur an drei von 14 bewerteten Flughäfen einen klaren Fluggastzuwachs gegeben: in Memmingen, Dortmund und Karlsruhe/Baden-Baden. Zudem wurde die jährliche Klimalast der Flughäfen ermittelt, die laut Studie bei 4,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten liegt.
FÖS und BUND forderten: "Statt Urlaubsflüge mit Billigfluglinien zu unterstützen, muss ein übergreifendes Zug-Flug-System vorangetrieben werden, um die Regionen noch besser an die Großflughäfen anzubinden und so die Klimaschäden zu reduzieren." Außerdem müsse die Bundesregierung während ihrer EU-Präsidentschaft eine grundlegende Reform des bisher unwirksamen EU-Emissionshandels im Luftverkehr auf den Weg bringen.
Der Flughafenverband ADV kritisierte die Studie: Ein pauschales Urteil zur Daseinsberechtigung von kleineren Flughäfen auf Grundlage rein betriebswirtschaftlicher Kennzahlen sei "voreilig und greift zu kurz". Entscheidend seien die wirtschaftlichen Effekte in der Region, die durch den Flughafen erzielt werden. Viele der Regionalflughäfen seien für die Anbindung ihrer Region unverzichtbar und stellten einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Ein leistungsfähiger Regionalflughafen verbessere die Erreichbarkeit einer Region für Geschäftsreisende, Touristen und Luftfahrtgüter.
Der saarländische Ministerpräsident Hans sieht die Bedeutung der Studie ebenfalls kritisch: "Das macht mich jetzt nicht fertig, so ein Gutachten zu lesen." Gutachten seien so alt wie der Saarbrücker Flughafen. Eines bescheinige, dass dieser nicht "in" sei, ein anderes erkläre, dass kleine Flughäfen besser seien. Man dürfe nicht unterschätzen, dass es für viele Familien gerade mit Kindern eine große Wohltat sei, ab Saarbrücken fliegen zu können.
Niemand brauche jede halbe Stunde einen Flug von Frankfurt mit dem A321 in Richtung Berlin, räumte Hans ein. Von Saarbrücken aus reichten drei Flugverbindungen nach Berlin pro Tag. Wenig Freude bereite es aber, erst nach Berlin zu fliegen, um dann nach Madrid weiterzureisen. Dafür brauche es unter anderem die Anbindung an München. Mit besseren Anbindungen im Schienenverkehr sei Frankreich vorbildlich und Deutschland hinke hinterher. Für das Saarland brauche es einen Sprinter nach Frankfurt und eine Verbindung nach Luxemburg. "Das, was wir im Moment haben, was sich mehr wie Nahverkehr anfühlt, das ist nichts", betonte er.