Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro hat eine "radikale Quarantäne" für die Hauptstadt Caracas verhängt. Nur noch wichtige Bereiche wie das Gesundheitswesen, Telekommunikation und Sicherheit dürften weiter arbeiten, verkündet Maduro am 15. Juli via Twitter. Der Rest der Bevölkerung müsse zu Hause bleiben. Die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Ausbreitung gelten für den Großraum Caracas und den angrenzenden Bundesstaat Miranda, wo insgesamt rund sechs Millionen Menschen leben.

Maduro rief die nach Kolumbien geflohenen Venezolaner auf, auf legalem Weg in ihr Land zurückzukehren und sich in Quarantäne zu begeben. "Hier werden sie mit Liebe empfangen", sagte er. Wer illegal mit Schleusern zurückkehre, infiziere möglicherweise seine Familie. Maduro machte die Rückkehrer für die Ausbreitung des Coronavirus in Venezuela mitverantwortlich. Wegen der schweren Wirtschaftskrise haben rund fünf Millionen Venezolaner ihr Land verlassen. Die meisten sind nach Kolumbien geflohen. Allerdings sind aufgrund der Pandemie die Grenzen geschlossen.

Gesundheitswesen vor Zusammenbruch

Vizepräsidentin Delcy Rodríguez hatte zuvor einen neuen Anstieg der Corona-Infektionen bekanntgegeben. Insgesamt sind offiziellen Angaben zufolge etwa 10.500 Menschen infiziert. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher liegen. Venezuela verfügt über sehr geringe Testkapazitäten, das Gesundheitswesen in dem Krisenland steht vor dem Zusammenbruch. Rund 100 Menschen sind Rodríguez zufolge bislang an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben.

Die meisten Venezolaner können sich nicht an die seit Mitte März geltenden Ausgangsbeschränkungen halten, weil sie für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen. Hinzukommen fast tägliche Stromausfälle sowie fehlende Medikamente und Schutzkleidung. Auch venezolanische Ärzteverbände hatten erklärt, dass die Krankenhäuser nicht in der Lage seien, an Covid-19 Erkrankte zu behandeln.