Der Einnahmerückgang durch die Corona-Krise beschleunigt nach Einschätzung des rheinischen Präses Manfred Rekowski nötige Strukturveränderungen in den Kirchen. Dank der guten Wirtschaftsentwicklung sei bislang trotz des Mitgliederschwunds erst in einigen Jahren mit sinkenden Kirchensteuereinnahmen zu rechnen gewesen, sagte Rekowski dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diesen Puffer gebe es durch die Corona-Krise nicht mehr: "Das bedeutet, dass wir jetzt schneller und konsequenter als gedacht die großen Strukturen, die wir immer noch haben, an die kleiner werdenden Zahlen anpassen müssen."

Neben bestehenden Formen kirchlicher Arbeit müssten auch neue Initiativen gefördert werden, von denen manche vielleicht Vorbildcharakter entwickeln könnten, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Auf der anderen Seite kann es sein, dass wir uns von manchem verabschieden, das keine Resonanz mehr findet."

Kompetenzen bündeln

Rekowski unterstützt auch Bestrebungen, Mehrfachstrukturen in den 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) abzubauen und Kompetenzen bei der EKD oder einzelnen Landeskirchen zu bündeln. "Von der Idee, dass jeder alles macht, werden wir uns verabschieden müssen", sagte er. "Muss sich beispielsweise wirklich jede Landeskirche einzeln um kirchliches Arbeitsrecht kümmern?" Durch die Corona-Krise scheine es so zu sein, dass der finanzielle Druck alle Landeskirchen gleichzeitig treffe, dadurch werde die Kooperationsbereitschaft steigen.

Die rheinische Landeskirche, mit 2,45 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte in der EKD, beziffert den Corona-bedingten Rückgang der Kirchensteuereinnahmen für das laufende Jahr gegenüber 2019 auf mindestens 12,5 Prozent. Kompensiert werden könne dies nur durch Rückgriff auf vorhandene Reserven und die Konsolidierung des Haushalts durch deutliche Einsparungen. Auf landeskirchlicher Ebene besteht ein Stellenbesetzungsstopp.

Bundesweit rechnet nach einer epd-Umfrage eine Mehrheit der Landeskirchen und Bistümer in Deutschland für das Jahr 2020 mit Einnahmeverlusten bei der Kirchensteuer von mindestens zehn Prozent. Hauptgrund ist die Kurzarbeit im Zuge der Corona-Pandemie - auf das Kurzarbeitergeld wird keine Kirchensteuer erhoben.