Bethlehem/Frankfurt a.M. (epd). Der Tourismus im Heiligen Land leidet sehr unter der Corona-Krise: "Für palästinensische Städte wie Bethlehem und Jericho, die völlig auf den Tourismus angewiesen sind, ist die Situation gravierend", sagt Mitri Raheb, lutherischer Pastor und Präsident der Dar-al-Kalima-Universität für Kunst und Kultur in Bethlehem, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In Bethlehem zum Beispiel "arbeiten rund 37.700 Menschen in der Tourismus-Branche, sie sind plötzlich von heute auf morgen arbeitslos geworden".
Raheb rief die Staatengemeinschaft zu mehr Unterstützung auf. Der Ausfall des Tourismus in der Region habe katastrophale Folgen, die "Armut nimmt zu". Die erste Infektion in Bethlehem sei am 5. März entdeckt worden, am gleichen Tag wurde alles für rund drei Monate geschlossen. "Der Tourismus wird wahrscheinlich zwei Jahre brauchen, bis er sich wieder erholt", so der Sozialunternehmer: "In dieser Zeit werden die Menschen in Bethlehem und Jericho kein Einkommen haben."
Kein Geld für Beamte
Vor allem für die Christen, die sehr viel in den Tourismus in der Region investiert haben, ziehe das katastrophale Folgen nach sich, fügte Raheb hinzu. Weil die palästinensische Regierung selbst auf Hilfen angewiesen sei, habe der Staat in diesem Monat nicht einmal Geld, die Gehälter der Beamten zu zahlen. Das Eingeschlossensein sei bei uns Palästinensern zudem nicht nur eine Folge der Pandemie, sondern "ein Dauerzustand unter der israelischen Besetzung".
Der 1962 geborenen Raheb hat in Marburg promoviert. Er setzt sich seit Jahrzehnten für einen gerechten Frieden im Nahen Osten und eine Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser ein. Für sein Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2015 mit dem Olof-Palme-Preis für internationale Verständigung.