Junge Internetnutzer in Deutschland halten unabhängigen Journalismus für weniger bedeutend als ältere Generationen. Nach einer Studie des Hamburger Leibniz-Instituts für Medienforschung gaben in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lediglich 56 Prozent an, dass für das Funktionieren einer Gesellschaft unabhängiger Journalismus wichtig sei. Bei den über 55-jährigen Onlinern waren es dagegen 88 Prozent, wie das Institut am 15. Juni mitteilte. Internetnutzer informieren sich demnach weiterhin auch in den traditionellen Medien über das Weltgeschehen: 70 Prozent schauen sich mindestens einmal pro Woche Nachrichten im Fernsehen an, 45 Prozent hören Nachrichten im Radio und ein Drittel liest ein Printmedium.

Das Nachrichteninteresse bleibt auf hohem Niveau stabil. 94 Prozent der erwachsenen Onliner nutzten im Januar 2020 mehrmals pro Woche die Nachrichten. 71 Prozent sagen, dass sie sehr oder überaus an Nachrichten interessiert sind. Merklich angestiegen ist gegenüber dem Vorjahr das Interesse der 18- bis 24-Jährigen mit 50 Prozent (sieben Prozentpunkte) und der 25- bis 34-Jährigen mit 66 Prozent (neun Prozentpunkte).

Eine ergänzende Studie während der Corona-Pandemie ergab, dass sich 72 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland im linearen Fernsehen, 50 Prozent über etablierte Nachrichtenanbieter im Internet und 39 Prozent über soziale Medien informierten. Die Nutzung von Radionachrichten und gedruckten Erzeugnissen war etwas rückläufig.

Reichweite von sozialen Medien als Nachrichtenquelle steigt

Auffällig ist nach Einschätzung des Medieninstituts der Anstieg der Reichweite von sozialen Medien als Nachrichtenquelle. 2020 nutzen 37 Prozent der befragten Onliner eine dieser Plattformen als Quelle für Nachrichten, 2019 waren es noch 34 Prozent. In der Gruppe der 18- bis-24-Jährigen nutzen Anfang des Jahres 56 Prozent soziale Medien als Quelle für Nachrichten, das waren sechs Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 30 Prozent gaben soziale Medien als wichtigste Nachrichtenquelle an, ein Anstieg um acht Prozentpunkte gegenüber 2019. WhatsApp, Youtube und Facebook sind nach wie vor die sozialen Medien mit der weitesten Verbreitung.

Den Nachrichten, die die Befragten tatsächlich nutzen, vertrauen insgesamt 59 Prozent, 13 Prozent vertrauen ihnen nicht. In ihrer Tendenz ist diese Verteilung seit 2017 stabil. Nach wie vor geringes Vertrauen haben Internetnutzer in Nachrichten aus den sozialen Medien. Nur 14 Prozent vertrauen ihnen, 50 Prozent dagegen nicht. Zehn Prozent gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten für Online-Nachrichten Geld bezahlt zu haben, ein Anstieg von zwei Prozentpunkten gegenüber 2019.

Die Ergebnisse gehen auf eine deutsche Teilstudie zurück, die das Leibniz-Institut für den Reuters Institute Digital News Report erarbeitete. Insgesamt basiert die Studie auf Daten von 80.155 Befragten aus 40 Ländern. Die Feldarbeit in Deutschland wurde zwischen dem 17. und 30. Januar dieses Jahres vom Umfrageinstitut YouGov durchgeführt. Die Ergebnisse sind den Angaben zufolge repräsentativ für die deutsche Bevölkerung im Alter ab 18 Jahren mit Internetzugang im Jahr 2020.