Der diesjährige Online-Ostermarsch Rhein-Ruhr ist am Ostermontag nach dreitägiger Dauer zu Ende gegangen. Unter anderem gab es in Bochum-Werne einen online-Friedensgottesdienst ohne Kirchgänger. Der Mitorganisator des digitalen Ostermarsches Rhein-Ruhr, NRW-Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner Joachim Schramm, zog eine positive Bilanz der traditionsreichen Veranstaltung im Netz. "Vor dem Hintergrund, dass das für uns alle Neuland war, sind wir mit der Resonanz und Beteiligung der Mitglieder aus Friedensbewegung, Anti-Atom-Bewegung und Klimaschützern zufrieden", sagte Schramm dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Hunderte Menschen hätten ihre Fotos von ihren privaten Aktionen auf Balkonen, in Gärten oder bei Spaziergängen an das Ostermarschbüro geschickt. Zudem hätten rund 500 Personen das Video zu Auftakt am Karsamstag mit Rede- und Musikbeiträgen zum Online-Ostermarsch Rhein-Ruhr angeklickt, schilderte Schramm. Der Online-Ostermarsch Rhein-Ruhr 2020 fand unter dem Motto "Atomwaffen verbieten - Klima schützen - Nein zur EU-Armee" statt. Es war in der 60-jährigen Geschichte der Ostermarschbewegung hierzulande seit 1982 das erste mal, dass Demonstrationen und Kundgebungen nicht auf der Straße stattfanden. Auf Transparenten im Ruhrgebiet hieß es mit Bezug auf die Corona-Krise "Geld für Gesundheit statt für Rüstung oder "Beatmungsgeräte statt Atombomber".

Organisatoren mit Online-Ostermarsch Rhein-Ruhr zufrieden

Schramm vom Büro des Ostermarsches Rhein-Ruhr kritisierte, dass die Politik in Deutschland trotz der aktuellen Corona-Krise mit ihrer Ausweitung der Militärausgaben "einfach so weitermacht". Schramm wies dazu auf die Ankündigung von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer (CDU) hin, die während der Ostertage erklärt habe, am Ankauf neuer Atombomber festzuhalten. "Das zeigt, wie notwendig unser Engagement ist und wie schade, dass wir unseren Protest dagegen nicht auf die Straße bringen konnten." In den vergangenen Jahren nahmen an den regionalen Aktionen bis zu 2.500 Menschen teil.

Der langjährige Organisator des Ostermarsches Rhein-Ruhr wies auch auf einzelne Aktionen von Mitgliedern der Friedensbewegung hin, die etwa in Duisburg oder in Bonn mit mehreren Personen unter Einhaltung der Abstandsregeln für Frieden und gegen eine weitere Militarisierung protestiert hatten. In Hattingen im Ruhrgebiet habe es in einem Mehrgenerationenhaus über vier Etagen eine gemeinsame Aktion von Friedensfreunden gegeben, die ihre Transparente und Fahnen allesamt gleichzeitig auf den Balkonen präsentiert hätten.

"Ostermarsch 2020 - Ohne Marsch - Aber in Bewegung"

Schramm bedauerte im Gespräch mit dem epd, dass der für den Ostersamstag geplante Osterspaziergang der örtlichen Friedensbewegung in Köln nicht habe stattfinden dürfen und warf den Ordnungsbehörden "Willkür" vor. Die Anmelder des Osterspaziergangs hätten im Vorfeld die Einhaltung von Mindestabständen sowie das Tragen von Mund-Nase-Masken zugesagt. Ein Sprecher des Online-Ostermarsches Rhein-Ruhr zog am 13. April das Fazit: "Ostermarsch 2020 - Ohne Marsch - Aber in Bewegung." Man hoffe, im kommenden Jahr wieder - wie gewohnt - auf der Straße demonstrieren zu können.

Fotos von "Osterspaziergängern"

Auch das Bremer Friedensforum und das Friedenszentrum in Braunschweig hatten ihre "Ostermärsche" mit Redebeiträgen und Forderungen online gestartet. Gerade in Corona-Zeiten werde die Notwendigkeit einer friedens- und abrüstungspolitischen Wende überdeutlich, so die Initiatoren. Sie forderten "weniger Mittel für todbringende Rüstung und Kriegseinsätze" und mehr für den Gesundheits- und Sozialbereich sowie für Klimaschutz.

Das Friedensbüro Hannover veröffentlichte auf seiner Internetseite Fotos von "Osterspaziergängern", die Plakate mit Forderungen der Friedensbewegung hoch hielten. Auf der Internetseite warnte der Hamburger Schauspieler Rolf Becker vor einer Lastenverteilung von oben nach unten angesichts wirtschaftlicher Folgen der Corona-Pandemie. Der Waffenexport bleibe uneingeschränkt, kritisierte er. "Die Einschränkung demokratischer Rechte, bislang von der Mehrheit der Bevölkerung noch hingenommen, schreitet fort."

Die Ostermärsche hatten ihren Ursprung Ende der 50er Jahre in Großbritannien. Den ersten Ostermarsch in der Bundesrepublik gab es 1960 in der Lüneburger Heide. Zu den Hochzeiten der Friedensbewegung zu Beginn der 80er Jahre kamen Hunderttausende zu den Kundgebungen. Danach wurde die Ostermarschbewegung schwächer, erlebte aber wegen Kriegen, etwa in Jugoslawien, immer wieder Zulauf.