Der Karfreitag macht nach den Worten des lippischen Kirchenrats Tobias Treseler gerade in Krisenzeiten Mut. Der Tag, an dem Christen an die Kreuzigung Jesu erinnern, biete Raum für die innere Einkehr, sagte der evangelische Theologe am 10. April laut Redetext in einer im Internet übertragenen Predigt. Dem Ernst des Lebens könne man ins Gesicht sehen, "weil wir verstehen: Wir können das". Denn Gott lasse die Menschen nicht allein. Die tiefen Gräben des Lebens habe Gott durchschritten. Auch im Tod lasse er sich blicken.

Durch die Karfreitagsbotschaft werde niemandem die Angst vor dem Sterben genommen, sagte der Theologische Kirchenrat der Lippischen Landeskirche. Auch würden Befürchtungen nicht weggewischt, die viele in diesen Tagen hätten. Als Beispiele nannte Treseler Angst um die eigene Gesundheit und um die der Angehörigen sowie um die Welt.

Zudem machten vielen sich Sorgen um die Menschen im völlig überfüllten Flüchtlingslager Moria in Griechenland. Viele hätten auch Angst um die gesellschaftliche Entwicklung, um den eigenen Betrieb, um das Handwerk, um Dienstleistungen oder um die Menschen, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Diese Ängste könnten nicht genommen werden, sondern müssten irgendwie ausgehalten werden.

An Karfreitag werde deutlich, dass Gott Mensch werde, sagte Treseler weiter. Gott begebe sich "in den Müll des Lebens". Gott sterbe in seinem Sohn den Tod am Kreuz. Das mache den Tod ganz bestimmt nicht besser. "Aber es schenkt dem Leidenden eine Wahrnehmung und gibt ihm Würde", erklärte der Theologe.