Der scheidende Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, ist am 11. März für seine Verdienste um die Erweiterung der Gemeinde und die Integration jüdischer Kontingentflüchtlinge aus Russland gewürdigt worden. In seiner Ära von 33 Jahren sei die Gemeinde von 1.200 auf mehr als 6.000 Mitglieder gewachsen, hob Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hervor. Die Kindertagesstätte sei für mehr als 160 Kinder die größte der Landeshauptstadt.

Szentei-Heise hatte sich auch für die Gründung der Yitzhak-Rabin-Grundschule sowie des Albert-Einstein-Gymnasiums, nach Frankfurt des zweiten jüdischen Gymnasiums in Deutschland, eingesetzt. Geisel verwies auch darauf, dass Szentei-Heise den "Toleranzwagen" für den Düsseldorfer Rosenmontagszug angeregt, mit Wagenbauer Jacques Tilly konzipiert und mit Vertretern anderer Religionen gestaltet habe.

Michael Rubinstein tritt Nachfolge an

Szentei-Heises Nachfolger wird Michael Rubinstein (47), der bislang den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein leitet. Der gelernte Medienwirt, der unter anderem in der Künstler-Agentur des ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, arbeitete, ist in Düsseldorf aufgewachsen und leitete die Jüdische Gemeinde Duisburg.

Szentei-Heise, der einer Familie ungarischer Holocaust-Überlebender entstammt, erinnerte an einen der für ihn bewegendsten Momente seiner Arbeit. Dieser habe sich nicht in Düsseldorf, sondern in Berlin ereignet. Unweit des Hauses der Wannseekonferenz, wo Nationalsozialisten 1942 die Vernichtung des europäischen Judentums beschlossen hatten, habe er einen frommen amerikanischen Juden beten sehen und sei überwältigt gewesen, schilderte er.

Besorgt über rechte Kräfte in Deutschland

Szentei-Heise hatte sich im WDR kurz vor seiner Verabschiedung noch skeptisch geäußert, ob er auf Dauer in Deutschland leben wolle. Für eine Bundestagswahl im Jahr 2025 befürchte er, dass rechte Kräfte an einer Regierung beteiligt werden könnten. Oberbürgermeister Geisel ging in seiner Rede auf dem Düsseldorfer Festakt auf einen "Rekord ein, auf den wir gar nicht stolz sind": "Düsseldorf steht auf der Liste antisemitischer Vergehen an vorderer Stelle." Geisel sagte zu, die "Werte der Zivilisation in der Stadt hochzuhalten".

Auch der Direktor der Düsseldorfer Diakonie, Thorsten Nolting, würdigte Szentei-Heises Engagement für die Integration jüdischer Sowjetbürger, die heute rund 90 Prozent der jüdischen Gemeindemitglieder ausmachen. Dass sie in Düsseldorf gut integriert sind, sei nicht zuletzt das Werk des Verwaltungsdirektors der Gemeinde mit 200 Mitarbeitern, sagte Nolting. Damit habe er eine Düsseldorfer Tradition fortgesetzt. "Wenn es um Zivilisation geht, haben Jüdinnen und Juden in dieser Stadt eine zentrale Rolle gespielt."