Während junge Flüchtlinge sich dank umfangreicher Unterstützung an Schulen integrieren können, fehlt ihnen diese Hilfe häufig im Alltag. Das Einleben in Deutschland werde ihnen oft durch Herausforderungen wie Behördenalltag, Wohnraum, Mobilität und Gesundheitsversorgung erschwert, erklärte die Universität Duisburg-Essen am 10. März. In den Internationalen Förderklassen in den Berufskollegs in NRW erführen Flüchtlinge etwa durch Lehrkräfte und Sozialpädagogen engagierte Hilfe. Für den Alltag fehle aber derartige Unterstützung.

Alltägliche Probleme werden oft als gesamtgesellschaftliche Herausforderung wie etwa bei den Themen Wohnen und Mobilität wahrgenommen, wie aus einem Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Hochschule hervorgeht. Oder Hürden, die die Lebenssituation betreffen, würden als privat eingeordnet, wie etwa die soziale Einbettung und familiäre Bindungen.

Wohnungslosigkeit droht

"Junge Geflüchtete erleben teilweise erhebliche Einschränkungen, weil Angebote fehlen", erklärten die IAQ-Forscherinnen Karola Köhling und Marina Ruth. Sie seien auf das Engagement von Mitarbeitern in verschiedenen Institutionen oder Betrieben und aus der Zivilgesellschaft angewiesen. Zudem werde die Hilfe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge lokal sehr unterschiedlich geregelt und oft nur bis zum Alter von 18 Jahren gewährt.

Für junge Männer sei die Wohnsituation schwierig, vor allem, wenn sie nicht aus einer Gemeinschaftsunterkunft ausziehen könnten und dort Rückzugs- und Lernorte fehlten. Schwierige lokale Wohnungsmärkte könnten zudem dazu führen, dass junge Flüchtlinge mit der Volljährigkeit wohnungslos würden, etwa weil die Jugendhilfeleistungen enden. Frauen drohen den Forscherinnen zufolge durch einer Schwangerschaft ausgeschlossen zu werden, da begonnene Sprachkurse und Schulbesuche abgebrochen würden.

Grundlage des IAQ-Reports sind Ergebnisse des IAQ-Forschungsprojekts "Kooperation von Akteuren vorbeugender Sozialpolitik. Eine Analyse am Beispiel der Berufsorientierung jugendlicher Flüchtlinge". Es wurden qualitative Experten-Interviews in 19 Kommunen mit insgesamt 70 Fachleuten aus verschiedenen Institutionen geführt. Ergänzend wurden im Rahmen einer Masterarbeit sieben Vertreter von berufsbildenden Schulen in Bayern und NRW und im Rahmen eines Praktikums sieben Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak interviewt.