Die ersten Flüchtlingskinder könnten möglicherweise in dieser Woche aus Griechenland auf andere EU-Staaten umverteilt werden. Sie hoffe dies, es sei aber kein Versprechen, erklärte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am 13. März nach einem Treffen der europäischen Innenminister in Brüssel. Dort hatten eine Reihe von Ländern ihre Bereitschaft zur Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger bekräftigt.

Darunter ist Deutschland, wo die Regierungsparteien ihre Teilnahme an einer "Koalition der Willigen" beschlossen hatten. Hilfsorganisationen klagen seit Jahren über die unmenschlichen Bedingungen, unter denen insbesondere Kinder in den griechischen Lagern leben.

"Mindestens 1.600 Aufnahmen"

Am 12. März hatte Johansson bekanntgemacht, dass bislang sieben Mitgliedstaaten mitmachen wollen. Unter ihnen sind etwa Frankreich und Finnland. Bei dem Treffen am 13. März hätten weitere signalisiert, dass sie zur Aufnahme bereit seien oder sie erwägen, sagte die Kommissarin. Es gehe um "mindestens 1.600" Aufnahmen.

Johansson bezog sich nicht nur auf "unbegleitete Minderjährige", sondern auch auf "Kinder und andere verwundbare Gruppen". Es könnte demnach zum Beispiel auch um kranke aber von den Eltern begleitete Kinder gehen. Zudem sprach die Innenkommissarin auch von Umverteilungen aus Malta oder Zypern.

Die EU-Kommission will für die Verteilung mit den nationalen Behörden und der Internationalen Organisation für Migration zusammenarbeiten. Es werde auch geklärt, ob mit Blick auf den Corona-Virus besonderes Handeln nötig sei, sagte Johansson.

Verknüpfung mit Corona-Thema

Der Vorsitzende des EU-Innenministerrats, Kroatiens Innenminister Davor Bozinovic, hatte die Themen schon vorher verknüpft. Man müsse berücksichtigen, was eine Aufnahme angesichts der Verbreitung des Virus in ganz Europa bedeute, sagte Bozinovic vor dem Ministertreffen, bei dem es auch unabhängig von den Flüchtlingen um den Umgang mit Corona ging.

Der Europaabgeordnete Erik Marquardt (Grüne) würdigte die Aufnahmebereitschaft der Koalition der Willigen, mahnte aber zugleich: „Die Mitgliedstaaten dürfen ihre eigentliche Verantwortung nicht hinter einigen Kinderaugen verstecken." Allein im für 3.000 Menschen konzipierten Flüchtlingslager Moria "leben rund 22.000 Schutzsuchende in Schlamm und Elend", erklärte Marquardt, der sich derzeit auf Lesbos aufhält.