Bielefeld (epd). Die Kunsthalle Bielefeld hat für ihre Sammlung ein Werk von Emil Nolde (1867-1956) erneut angekauft, das in der NS-Zeit beschlagnahmt worden war und seitdem als verschollen galt. Das kleinformatige farbige Bild "Rentner" von 1920 sei 2018 nach Jahrzehnten in Privatbesitz wieder auf dem Kunstmarkt aufgetaucht, teilte Kunsthallen-Sprecherin Anne Kaestner am 12. Februar mit. Ende 2019 sei der Rückkauf dank einer Förderung der Kulturstiftung der Länder möglich gewesen. Unterstützung erhielt die Kunsthalle demnach auch von der Stadt Bielefeld, privaten Geldgebern und Mäzenen wie Brigitte und Arnd Oetker. Der Kaufpreis betrug 680.000 Euro.
Damit ist nach dem "Sämann" von Christian Rohlfs ein zweites, nach der Beschlagnahme 1937 verloren geglaubtes Hauptwerk der Gemäldesammlung wieder in die Kunsthalle Bielefeld zurückgekehrt, wie Kaestner sagte. Zum Sammlungsbereich Klassische Moderne gehören auch die beiden Nolde-Gemälde "Männerköpfe" (1912), erworben 1961, und "Tropenwald" (1914), eine Schenkung der Unternehmerfamilie Oetker im Jahr 1951.
Emil Noldes Brustbild eines Rentners gehört den Angaben zufolge in eine Reihe von Typen-Bildnissen, die 1919/20 entstanden sind. 1929 kam es in die Sammlung des damaligen Städtischen Kunsthauses Bielefeld. Der Ankauf erfolgte aus einer Nolde-Ausstellung heraus, die zuvor dort gezeigt worden war. 1937 beschlagnahmte das NS-Propagandaministerium unter Josef Goebbels das Bild und 135 weitere Werke aus der Sammlung. In Berlin sollten sie als "international verwertbare" Kunstwerke verkauft werden. Die meisten der 136 Bilder gingen verloren.