Genf, Banjul (epd). Menschenrechtler haben die brutale Niederschlagung von Protesten in Gambia verurteilt. Das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte und die Festnahme von 137 oppositionellen Demonstranten am 26. Januar erinnere auf fatale Weise an das autoritäre Regime des 2016 abgewählten Yahya Jammeh, erklärte die Direktorin von Amnesty International für die Region, Marta Colomer. Sie forderte die Regierung von Präsident Adama Barrow auf, den mutmaßlichen Tod von drei Demonstranten aufzuklären und Schuldige zur Verantwortung zu ziehen. Die Regierung hatte erklärt, es habe keine Toten gegeben.
Demonstranten, die sich nichts zuschulde kommen ließen, müssten freigelassen, zwei von den Behörden wegen ihrer Berichterstattung geschlossene Radiostationen umgehend wieder zugelassen werden, forderte Colomer. Hintergrund des harten Durchgreifens der Polizei sind Proteste einer Bewegung, die den 2017 auf internationalen Druck ins Amt gekommenen Barrow dazu bringen wollen, nach drei Jahren im Amt als Präsident abzutreten. Das hatte Barrow selbst bei Amtsantritt versprochen. Inzwischen will er die reguläre Amtszeit von fünf Jahren ausfüllen.
Start als Hoffnungsträger
Barrow hatte nach seiner Wahl zunächst als Hoffnungsträger in dem westafrikanischen Land gegolten, das zu den ärmsten der Welt gehört. Inzwischen sind Ungeduld und Unzufriedenheit gewachsen. Außer der Bewegung "Drei Jahre sind genug", die Neuwahlen fordert, demonstrieren auch Anhänger des abgewählten Ex-Diktators Jammeh für dessen Rückkehr aus dem Exil in Äquatorialguinea. Amnesty International hatte Barrow 2019 bei einem Treffen öffentlich für menschenrechtliche Fortschritte gelobt, aber weitergehende Schritte angemahnt.