Düsseldorf (epd). NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht Nordrhein-Westfalen im Umgang mit dem Coronavirus gut aufgestellt. Im bevölkerungsreichsten Bundesland seien die Krankenhäuser, Gesundheitsämter, niedergelassenen Ärzte und Apotheker "gut sensibilisiert" für das Thema, sagte der Minister am 29. Jnauar in Düsseldorf. Dennoch erklärte Laumann vor Journalisten, er gehe davon aus, dass es auch bald Fälle in NRW gebe. Der Minister betonte, von den rund 90 aus dem chinesischen Wuhan nach Frankfurt/Main gebrachten Deutschen sei "vermutlich jeder vierte aus NRW". Insgesamt stünden an Rhein und Ruhr 1.500 Infektionsbetten in Krankenhäusern zur Verfügung.
Gleichzeitig warnte der Gesundheitspolitiker vor Panikmache. In den Apotheken und Krankenhäusern seien ausreichend Medikamente etwa zur Fiebersenkung vorhanden. Nach den Worten von Laumann gibt es eine tägliche ministeriumsinterne Frühkonferenz in NRW. Zudem stehe das Ministerium in engem Kontakt mit den 54 Gesundheitsämtern an Rhein und Ruhr sowie dem Robert -Koch-Institut in Berlin, das bundesweit für die Koordination in Sachen Coronavirus zuständig ist. Darüber hinaus tauschen sich die Gesundheitsminister aller 16 Bundesländer und dem Bund eng über mögliche Verdachts- und Infektionsfälle aus. "Wir sind wachsam gelassen und behalten das Virus im Auge", sagte Laumann.
Zweiwöchige Quarantäne
Alle 90 Deutschen, die aus Wuhan ausgereist sind müssten sich zudem "zu einer etwa zweiwöchigen häuslichen Quarantäne verpflichten". Der Weitertransport in ihre Heimatorte werde auf jeden Fall so geregelt, "dass wir eine mögliche Infektionskette so klein wie möglich halten", sagte der NRW-Gesundheitsminister. An die Bürger, die in der letzten Zeit Kontakt zu Menschen aus dem chinesischen Wuhan hatten, appellierte Laumann, nicht den Arzt in der Praxis aufzusuchen, sondern zunächst mit dem zuständigen Gesundheitsamt zu telefonieren.
Verdachtsfall in Siegen
Auf einen Verdachtsfall im Raum Siegen angesprochen, sagte Laumann: "Es ist besser, einen zuviel in ein Isolierzimmer zu tun, als einen zu wenig." Die dortigen Behörden hätten alles richtig gemacht. Laumann würdigte ausdrücklich die Arbeit des Berliner Robert-Koch-Instituts als bundesweite Koordinationsstelle. "Die machen einen Bombenjob."
Sollte an einer Schule in NRW ein Coronavirus-Verdachtsfall auftreten, wird Laumann zufolge das örtliche Gesundheitsamt engere Kontakte des betroffenen Schulkinds ermitteln und dafür sorgen, dass auch diese Kinder nicht zur Schule gehen, sondern zu Hause bleiben. Dann würde kontrolliert, ob die Krankheit in den folgenden 20 Tagen ausbricht. Laumann gab zu bedenken: "Es gibt schlimmere Viren mit größeren Gefahren für die Menschen."
Das neuartige Coronavirus, das noch keinen eigenen Namen hat, kann eine Lungenkrankheit auslösen. Erstmals aufgetreten ist es in China, dort sind bereits mehr als 100 Menschen daran gestorben. Größtenteils waren dies ältere Patienten mit Vorerkrankungen. Die Zahl der weltweit bekannten Erkrankungen liegt inzwischen bei mehr als 4.500 Fällen. Am 27. Januar wurde die erste Erkrankung mit dem Virus in Deutschland nachgewiesen. Ein 33-jähriger Mann aus Bayern hat sich nach Angaben der dortigen Behörden offenbar während eines Meetings an seinem Arbeitsplatz im Kreis Starnberg angesteckt, an dem auch eine Kollegin aus China teilgenommen hatte. Drei weitere Kollegen sind ebenfalls infiziert. Mittlerweile stieg die Zahl auf zehn Patienten in Deutschland.