Die Menschenrechtsorganisation Urgewald und der Dachverband der Kritischen Aktionäre haben den Essener Stahlkonzern Thyssenkrupp dazu aufgerufen, Rüstungsexporte in die Türkei sowie nach Ägypten und Brasilien zu unterlassen. Die Lieferung von Kriegsschiffen könne die Lage in Kriegs- und Krisengebieten weiter eskalieren lassen, erklärten die Organisationen am 30. Januar. Am 31. Januar müsse sich auch der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp auf der Hauptversammlung in Bochum damit beschäftigen, wenn die Kritischen Aktionäre entsprechende Gegenanträge einbringen.

"Thyssenkrupp setzt seinen Kurs fort, Schiffe auch an kriegführende Staaten und solche mit verheerenden menschenrechtlichen Bilanzen zu liefern", kritisierte Barbara Happe von Urgewald im nordrhein-westfälischen Sassenberg. Christian Russau von den Kritischen Aktionären in Köln warnte vor der Aufrüstung der Pulverfässer dieser Welt.

Thyssenkrupp macht Geschäfte auch mit Brasilien

Thyssenkrupp baut nach Angaben der Organisationen gemeinsam mit türkischen Unternehmen sechs U-Boote mit Materiallieferungen aus Deutschland. Damit werde das Ziel der Türkei unterstützt, rüstungstechnisch unabhängig zu werden, kritisierten Urgewald und die Kritischen Aktionäre. Sie erinnerten zudem an den türkischen Einmarsch in Syrien Anfang 2018 und im Herbst 2019.

Das Essener Unternehmen plane außerdem, weitere Schiffe nach Ägypten zu exportieren. Das Land gehe harsch gegen jede Art von Opposition vor und unterstütze die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition im Krieg im Jemen.

Verhandlungen über vier Korvetten mit Brasilien seien zudem fast abgeschlossen. Diese Pläne nannte Russau unverantwortlich: Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Bolsonaro trete völlig unberechenbar auf. Auch sei in den vergangenen Monaten das Konfliktszenario zwischen Venezuela und Brasilien spürbar gestiegen.