Politaktivisten haben aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik bundesweit aus Kirchen zwei der heiligen drei Könige von den dortigen Weihnachtskrippen entfernt. Betroffen seien Kirchenkrippen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Frankfurt, Freiburg, Köln und Münster, wie ein Sprecher der Aktivisten, die sich als "Künstlerkollektiv" bezeichnen, am 5. Januar dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläuterte. In Nordrhein-Westfalen sind seinen Angaben nach insgesamt zwölf überwiegend katholische Kirchen betroffen. Die Figuren wurden am 4. Januar aus den Kirchen entfernt und seien derzeit an einem sicheren Ort aufbewahrt.

Mit der Aktion "ausgeGRENZT - Dreikönige vor den Toren Europas" vor dem Dreikönigstag am 6. Januar solle auf die gravierende humanitäre Notlage in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen aufmerksam gemacht werden, heißt es. Zudem gehe es um die "menschenunwürdige Unterbringung" von Flüchtlingen in Ankerzentren in Deutschland. Am Dreikönigstag feiern die Christen weltweit die Ankunft der heiligen drei Könige bei dem Jesuskind im Stall von Bethlehem.

Polit-Aktion gegen Abschottungspolitik der EU

Die EU-Abschottungspolitik habe verhindert, dass die beiden Könige das neugeborene Flüchtlingskind Jesus von Nazareth begrüßen können, erklärte das Kollektiv. Ein König sitze im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fest. Die Situation dort sei eine humanitäre Katastrophe, die Menschen hungerten und seien kaum vor Kälte und Regen geschützt. Die Aktion solle "aufrütteln und das Thema Lagerunterbringung neu in die gesellschaftliche Diskussion einbringen".

Allein in Münster wurden laut dem Sprecher aus acht Kirchen die Königsfiguren entfernt, darunter aus der St. Clemens-, St. Michael- und St. Mauritzkirche. In Köln sind von der Aktion die Weihnachtskrippen der Kirchen Christi Auferstehung, St. Pankratius und des Jugendpastoralen Zentrums Crux betroffen, in Darmstadt unter anderem die Heilig Geist Gemeinde. In Berlin fehlen die Könige in der Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Mauerstreifen, wie die Gemeinde mitteilte. In hinterlassenen Schreiben sichern die Aktivisten den Gemeinden zu, die Krippenfiguren sorgsam zu verwahren und in den nächsten Tagen unbeschadet wieder auszuhändigen.

Die Kirchengemeinden seien vorab nicht über die Aktion benachrichtigt worden, sagte der Sprecher. Es sei um den Überraschungseffekt gegangen. Auch habe man den Gemeinden nicht die Verantwortung für die Entfernung der Figuren aufbürden wollen. Weitgehend sei die Aktion in den Gemeinden auf Verständnis gestoßen, aber es gebe auch kritische Reaktionen. Ab dem 7. Januar würden die fehlenden Krippenfiguren wieder in die Kirchen zurückgebracht, versicherte der Sprecher.

In Bielefeld fehlten Figuren nur am 4. Januar von St. Jodokus in der Altstadt. Aufgrund zahlreicher Beschwerden seien sie allerdings bereits am 5. Januar wieder dorthin zurückgebracht worden, erklärte der Sprecher des Kollektivs.