Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 17. Dezember mit seiner Frau Elke Büdenbender die Bahnhofsmission im Berliner Hauptbahnhof besucht. Bei der knapp einstündigen Visite sprachen sie mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Stammgästen der Sozialeinrichtung. Anlass des Besuchs war das 125-jährige Jubiläum der Bahnhofsmissionen.

Die erste Hilfeeinrichtung dieser Art wurde 1894 am Schlesischen Bahnhof, dem heutigen Berliner Ostbahnhof, von Pastor Johannes Burckhardt gegründet. Berlinerinnen aus katholischen, evangelischen und jüdischen Gemeinden wollten damals Frauen aus ländlichen Gebieten, die auf Arbeitssuche nach Berlin kamen, Hilfe anbieten und sie vor sexueller und Arbeitsausbeutung beschützen.

125 Jahre später nannte Steinmeier die Sozialeinrichtungen immer noch "unverzichtbar". "Bahnhofsmission, das hat sich nicht erledigt", betonte der Bundespräsident. Sie seien eine zentrale Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen und böten zudem Unterstützung für Reisende von der Einstiegshilfe an den Gleisen bis zur Begleitung von Kindern. Bundesweit gibt es aktuell 104 Bahnhofsmissionen, die zumeist in evangelischer, katholischer oder in ökumenischer Trägerschaft sind.

"Nicht jeder findet sein Ziel"

Er habe den größten Respekt vor der Arbeit der zahlreichen hauptamtlichen und 2.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter bundesweit, die jährlich 800.000 ehrenamtliche Stunden leisteten, sagte Steinmeier. "Hier, am Berliner Hauptbahnhof, können wir die ganze Breite der Unterstützung erleben", sagte der Bundespräsident. Hier könne man aber auch sehen, "nicht jede Reise, die unternommen wird, ist erfolgreich und nicht jeder findet sein Ziel", sagte Steinmeier. Diese Menschen bekämen in den Bahnhofsmissionen Unterstützung und Hilfe. Nicht nur an Weihnachten, sondern an 365 Tagen im Jahr gebe es Anlass, denjenigen zu danken, die diese Hilfe leisteten.

Besuche von Hilfe- und Obdachloseneinrichtungen gehören zur Tradition der Bundespräsidenten. Vergangenes Jahr besichtigte Steinmeier vor Weihnachten eine Wärmestube für Obdachlose in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche, im Jahr davor war er in der Bahnhofsmission am Berliner Bahnhof Zoo. Steinmeier hat zudem zum Thema Obdachlosigkeit promoviert und noch als Außenminister ehrenamtlich Brote in der Bahnhofsmission am Zoo geschmiert. Auch war er schon mit dem Kältebus der Berliner Stadtmission unterwegs.

Mehr als die Hälfte der jährlich etwa zwei Millionen Gäste in den Bahnhofsmissionen sind den Angabe zufolge in sozialen Schwierigkeiten wie Obdachlosigkeit, Armut, Einsamkeit oder Alkoholabhängigkeit. Darüber hinaus leisteten die Bahnhofsmissionen jährlich etwa 350.000 Reisehilfen.